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"Der Vierer": Julia Koschitz & Florian David Fitz im WOMAN-Talk

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Aktualisiert
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10 min
Schauspielerin Julia Koschitz & Schauspieler Florian David Fitz
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Sie sind seit 15 Jahren befreundet und lieben es, miteinander vor der Kamera zu stehen. Doch in der leidenschaftlichen Komödie "Der Vierer" geraten Julia Koschitz & Florian David Fitz fast an ihre emotionalen Grenzen. Was sie so besonders füreinander macht und wie hoch ihre Risikobereitschaft ist ...

Unser Zoom-Talk ist holprig. Zumindest die technische Verbindung ist schlecht. Die emotionale dafür umso besser. Mit Florian David Fitz – frisch erblondet für eine neue Rolle – und Julia Koschitz gibt’s viel zu lachen. Man spürt ihre Vertrautheit. Die brauchten sie auch für "Der Vierer" (Kinostart war am 28. November 2024). In der Tragikomödie liefern sie geradezu ein emotionales Feuerwerk ab. Der Plot: Sophie (Julia Koschitz), eine ambitionierte Karrierefrau, und ihr langjähriger Partner Paul (Florian David Fitz), der eher in den Tag hineinlebt und dessen größte Leidenschaft sein Thermomix ist, sind in ihrer Beziehung festgefahren. Ein gewagter Plan soll die Lösung bringen: ein "Vierer" mit einem weiteren Paar. Doch dann beginnen sie zu streiten, alte Verletzungen kommen hoch, und die Situation eskaliert …

Julia ist ein seltenes Paket aus rationaler und emotionaler Intelligenz.

Florian David FitzSchauspieler
WOMAN

Wie leicht ist es, extreme Gefühle wie Leidenschaft und vor allem Wut vor der Kamera rauszulassen, wenn man sich so gut kennt?

Florian David Fitz

Na ja, bei einer Szene mussten wir über die Couch springen, da hab ich Julia mit meinen 80 Kilo fast die Rippen gebrochen.

Julia Koschitz

So schön ist wahre Freundschaft. (lacht) Für mich ist es manchmal leichter aufzumachen, wenn ich den anderen gar nicht so gut kenne. Das ist anders bei uns. Florian ist für mich einer der wenigen Spielpartner, mit denen ich immer eine Tiefe herstellen kann. Ein Riesengeschenk. Ich muss nicht viel tun, um dorthin zu kommen. Denn wenn es darum geht, herauszufinden, wie eine Szene am besten funktioniert oder wir Komik reinbringen wollen, ist Vertrautheit total hilfreich. Weil man sich viel weniger erklären muss. Man versteht einander schneller und ist auch nicht immer so vorsichtig oder höflich. Auch das ist wertvoll. (lacht)

Florian David Fitz

Es kann für alle auch sehr nervig sein. Schauspieler:innen haben ja kein Instrument, sondern nur sich selbst. Da fühlt sich jede Kritik persönlich an. Also ist Vertrauen gut. Leichter wird es, wenn man die Manöverkritik vom anderen haben will und fragt. Ich hole mir von Julia zum Beispiel sehr gerne Feedback ein. Da reichen kleine Signale mit den Augen: Wie findest du’s? – und eine kleine Geste zurück. Das hilft mir enorm. Auch zu wissen, dass der andere genauso ehrgeizig wie man selbst ist: Wir wollen das Beste rausholen. Da kann man ruhig auch mal genervt sein.

Julia Koschitz

Jemandem gegenüberzustehen, der sich nicht leicht zufriedengibt, fühlt sich für mich meistens gut an. Darauf kann ich vertrauen.

Florian David Fitz

Und diese Frau ist nicht schnell zufrieden.

WOMAN

Paul und Sophie sind schon sehr lange ein Paar. Die erste Szene spiegelt eine alltägliche Situation wider: Er sitzt am Klo, sie putzt sich neben ihm die Zähne. Nimmt zu viel Nähe die Spannung aus einer Beziehung?

Florian David Fitz

Natürlich. Deshalb sollte man das gut austarieren. In den meisten Beziehungen muss man aufpassen, dass man nicht irgendwann Brüderlein und Schwesterlein wird. Oder man akzeptiert das auf einer tieferen Ebene. Da geht es dann nicht mehr um "Wow, er oder sie ist das größte Geheimnis der Welt" oder "Wow, was für ein sexuelles Feuerwerk uns doch verbindet", sondern um eine tiefe Vertrautheit. Dann kann man sagen: Das ist mein Lebensmensch. Ist doch wundervoll.

Julia Koschitz

Die beiden erzählen aber auch von der Gefahr, dass man sich nach einiger Zeit mit seinen auferlegten Rollen arrangiert und gar nicht merkt, wie sehr man aneinander vorbeilebt, und sich selbst nicht mehr richtig spürt. Man ist vielleicht ein eingespieltes Team, aber verliert sich in der Routine. Es ist nicht einfach, auf der einen Seite die Nähe und Innigkeit zu behalten und trotzdem offen und neugierig zu bleiben.

Filmszene aus "Der Vierer"
In "Der Vierer" wollen Paul (Florian David Fitz, 2. v. l.) und Sophie (Julia Koschitz, r.) mit Lukas (Friedrich Mücke (2. v. r.) und Mia (Mia Barrado, l.) ein sexuelles Abenteuer erleben ... © Constantin Film
Filmszene aus "Der Vierer"
... stattdessen kommt es zum wilden Beziehungsstreit. © Constantin Film
WOMAN

Ein eingespieltes Team zu sein, ist schön. Aber wie gehen Sie auf fremde Menschen zu?

Florian David Fitz

Ich muss zugeben, bei mir gibt es manchmal eine zwischenmenschliche Faulheit, wenn zu viele neue Leute auf mich einreden. Meine Ressourcen sind da einfach begrenzt. (lacht) Ich glaube, bei Julia ist es anders. Sie hat unendliche Kompetenzen.

Julia Koschitz

Ich weiß nicht, ob das jetzt ein Kompliment ist. (lacht) Aber ja, ich lasse mich tatsächlich gerne auf unterschiedliche Menschen ein und höre ihnen zu. Dabei fällt es mir definitiv leichter, mich auf andere zu konzentrieren, als mich selbst zu öffnen. Ich bleibe bei nicht so nahen Menschen oft lieber ungreifbar. Vor Florian natürlich nicht.

WOMAN

Was macht Sie besonders füreinander?

Florian David Fitz

Puh, wir kennen uns jetzt schon … 15 Jahre?

Julia Koschitz

15 Jahre?

Florian David Fitz

Seit dem Dreh für "Doctor’s Diary". Es gab von Anfang an eine Verbindung. Julia ist ein seltenes Paket aus rationaler und emotionaler Intelligenz und eine supergute Schauspielerin. Das tolle Aussehen lassen wir jetzt mal weg, sonst kriegt sie rote Ohren. Sie hasst das. Ich nütze sie gerne abseits ihrer eigentlichen Arbeit aus und frage sie viel inhaltlich und dramaturgisch, auch bei meinen Filmen. Ich vertraue ihrem Kopf, ihrem Instinkt.

Julia Koschitz

Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen. Klingt zu gut.

Florian David Fitz

Guck mal, geht doch. (lacht)

Julia Koschitz

Es stimmt, da war von Anfang an ein Selbstverständnis, das man sonst über Jahre aufbauen muss, ein gemeinsames Interesse für viele Themen. Ich tausche mich wahnsinnig gern mit Florian aus, lerne in den Gesprächen mit ihm immer dazu. Wir diskutieren viel, auch bei den Dreharbeiten zum "Vierer". Leider muss ich ihm am Ende oft recht geben. Aber genau das suche ich, weil ich mich weiterentwickeln möchte.

Florian David Fitz

Wir sind eine super Kombination.

WOMAN

Ihre Figuren, Sophia und Paul, haben lange nicht über ihre Sehnsüchte und Gefühle ehrlich miteinander gesprochen. Sprechen Sie Probleme direkt an?

Julia Koschitz

Wenn es um wichtige Dinge geht, dann ja. Aber ich brauche meistens länger dafür. Ich bin nicht so ein direkter Mensch, im Gegensatz zu Florian. Mir steht oft meine eigene Höflichkeit im Weg oder die Empathie für die andere Seite. Das nervt mich selbst manchmal.

Florian David Fitz

Finde ich nicht so. Wenn es ums Eingemachte geht, sagst du sehr wohl, was los ist. Halt sehr freundlich und diplomatisch, was ja nicht schlecht ist. Da bist du nicht schüchtern. Aber ja, ich spreche tendenziell Sachen, die mich stören, an, weil ich einfach gar nicht funktioniere, wenn ich irgendetwas mit mir rumtrage, das mich nervt. Das sieht man mir an.

WOMAN

Im Film wird die Angst vor dem Älterwerden thematisiert und dass man Grenzen ausloten sollte, solange es noch geht. Wie sehr lieben und leben Sie das Risiko?

Florian David Fitz

Weder noch. (lacht) Ich bin in manchen Sachen eher übervorsichtig. Das nervt mich und alle um mich herum. Aber in anderen wiederum eher … (denkt lange nach) … ich würde es nicht risikofreudig nennen, das wäre mir zu positiv – sondern leichtsinnig. (lacht) Super Kombi, also. Das Beste von beidem.

Julia Koschitz

Das ist bei mir ähnlich. Wenn ich vielleicht mal was Riskantes tue, dann hab ich es wahrscheinlich nicht zu Ende gedacht. Könnte man auch als blöd bezeichnen. (lacht)

WOMAN

Oft machen wir unser Glück von anderen abhängig. Wieso schaffen wir es nicht, das allein hinzubekommen?

Florian David Fitz

Hey, der Fehler liegt doch schon in der Fragestellung. Vielleicht geht es gar nicht immer um Glück. Vielleicht geht es um den Sinn und darum, das Leben mitzunehmen. Das volle Programm, mit allen Kurven. Dann spürt man ganz nebenbei das Glück. Miteinander und allein.

Julia Koschitz

Ach, schön gesagt.

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