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Gabrielle "Coco" Chanel: Die Gründerin des Modehauses im Portrait

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Coco Chanel

©Getty Images
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Ihre Entwürfe revolutionierten die Modewelt und machten Paris zur Welthauptstadt des Stils. Coco Chanels Vermächtnis besteht bis heute. WOMAN beleuchtet den Werdegang der wohl bekanntesten Modeschöpferin der Welt.

Sie hat das kleine Schwarze erfunden, genauso wie das Tweed-Kostüm, die legendäre Chanel-Bag 2.55 und das weltbekannte Parfum Chanel No. 5. – Diese Klassiker sind nur ein kleiner Auszug dessen, was die französische Modeschöpferin Coco Chanel in ihrem Lebenswerk geschaffen hat. Dabei war der Start ins Leben der französischen Ikone alles andere als glamourös…

Die traurige Kindheit der Gabrielle Chasnel

Um Kindheit und Herkunft der legendären Coco Chanel ranken sich zahlreiche Mythen. Die meisten hat die Französin selbst in die Welt gesetzt, als könnte sie dadurch ihre eigenen unschönen Erinnerungen auslöschen. Chanel kommt am 19. April 1883 in ärmlichen Verhältnissen als Tochter eines Straßenhändlers und einer Wäscherin im französischen Saumur zur Welt. Was nur Wenige wissen: In der Geburtsurkunde wird der Nachname des Vaters als "Chasnel" geschrieben, was vermuten lässt, dass "Chanel" nicht der Geburtsname der späteren Modeschöpferin ist.

Sie hatte fünf Geschwister, einer ihrer Brüder wurde jedoch nur wenige Monate alt. Im Alter von zwölf Jahren stirbt ihre Mutter an Tuberkulose. Der Vater gibt daraufhin Gabrielle und ihre ältere Schwester in die Obhut eines Waisenhauses. Dort verbringt sie die nächsten sieben Jahre. Neben dem Unterricht, hält sie sich die meiste Zeit in den Werkräumen auf, wo die Waisen nähen und sticken. Traurig: Ihren Vater sieht sie nie wieder. Später gibt sie an, er wäre nach Amerika ausgewandert.

Aus Gabrielle wird Coco Chanel

Im Alter von 20 Jahren beginnt die junge Chanel in einem Strickwarenunternehmen zu arbeiten. Nebenbei nimmt sie außerdem private Aufträge als Schneiderin an und versucht sich später, mäßig erfolgreich, als Sängerin. Diesem Unterfangen verdankt sie – so erzählt man es sich zumindest – ihren markanten Spitznamen Coco. Als im Grand Café in Moulins Gäste als Sänger auftreten dürfen, versucht Chanel ihr Glück. Fortan trägt sie immer dieselben zwei Lieder vor: "Qui qu’a vu Coco?" und "Ko-Ko-Ri-Ko". Rasch ist sie dem Publikum als "Coco" bekannt.

1906 jobbt Chanel schließlich in einer Badeanstalt im Kurort Vichy, wo sie den wohlhabenden Unternehmenserben Étienne Balsan kennenlernt. Durch ihn kommt sie erstmals mit der französischen Schickeria in Berührung und lernt ihren späteren Lebensgefährten Arthur "Boy" Capel kennen, der zum wichtigsten Förderer der begabten Coco Chanel wird.

Gründung der ersten Chanel Boutiquen

Im Jahr 1910 eröffnet Coco Chanel im zarten Alter von 27 Jahren ihre erste Boutique. In der Rue Cambon 21 in Paris entsteht ihr Hutatelier. Ihre modernen und zeitgleich ungewohnt schlichten Hut-Kreationen erfreuen sich rasch großer Beliebtheit bei der Pariser Oberschicht und werden immer häufiger an bekannten Persönlichkeiten gesehen und in Modezeitschriften abgedruckt.

1913 folgt schließlich die erste Modeboutique namens "Chanel Modes" in Deauville. Ermutigt und finanziell unterstützt wird sie auch hier von Arthur Capel. 1915 wagt Gabrielle Chanel einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Modeschöpferin und gründet ihr erstes Modehaus in Biarritz. Das Geschäft wächst schnell und bereits im Jahr 1916 beschäftigt sie über 300 Näherinnen. Auch ihre Schulden bei Capel kann sie dank des Erfolges rasch begleichen und so ihre Unabhängigkeit sicherstellen.

Die Erfolgsgeschichte des Modehauses Chanel ist mittlerweile weltberühmt und bekannte Designer:innen wie Karl Lagerfeld und Virginie Viard traten erfolgreich die Nachfolge der berühmten Ikone an.

Der Stil von Coco Chanel

Einer der größten Erfolgsfaktoren von Gabrielle Chanel: Sie ist unkonventionell. Das beginnt bereits bei ihrer Arbeitsweise. Denn statt Entwürfe von ihren Modellen zu zeichnen, heftet sie ihre Mode direkt an der Kundin oder einer Schneiderpuppe zusammen, um die Bewegungen des Körpers berücksichtigen zu können.

Lebenskunst ist die Kunst des richtigen Weglassens. Das fängt beim Reden an und endet beim Dekolleté.

Coco ChanelModedesignerin

Bewegungsfreiheit ist generell ein wichtiger Aspekt von Chanels Kleidung: Denn als Kontrast zur damaligen Mode wie etwa dem Korsett, das die Frauen von damals einzwängte, ist ihr ein gewisser Tragekomfort immer wichtig – und das keinesfalls auf Kosten der Ästhetik. Schlichte, locker umspielende Kleider aus Baumwolljersey stehen ebenso auf ihrer Agenda wie weite Röcke, Matrosenpullis und natürlich das berühmt-berüchtigte kleine Schwarze.

Durch ihre Zurückhaltung und die schlichte Eleganz ihrer Kreationen unterscheidet sich Chanel deutlich von der Konkurrenz. Doch die Französin prägt durch ihre geradlinigen Schnitte nicht nur die Konzeption von Kleidern, sondern inspiriert auch mit ihrem persönlichen Stil zu einer neuen Lebensart: So trägt sie Hosen, eine kurze Bob-Frisur und setzt ihr Gesicht bewusst der Sonne aus – angesichts der damals geltenden Schönheitsideale ziemlich revolutionär!

Kriegsbeginn und Chanels spätes Comeback

1919 stirbt Coco Chanels Lebensgefährte Arthur Capel bei einem Autounfall. Tief erschüttert von dem plötzlichen Verlust, beschließt sie letztlich das gemeinsam begonnene Lebenswerk fortzuführen. Zu Beginn der 30er Jahre erreicht sie den Höhepunkt ihrer Karriere: In der Rue Carbon erstreckt sich ihr Haute-Couture-Haus mittlerweile über fünf Gebäude. Ihr Betrieb beschäftigt bereits über 4.000 Angestellte.

Doch einige Jahre später sollte alles anders kommen: Als 1939 der Krieg ausbricht, schließt Coco Chanel kurzerhand ihr Unternehmen, sodass alle Angestellten ihre Arbeit verlieren. Sie flüchtet zu einer Freundin in die spanischen Pyrenäen. Nach dem Krieg lebt sie zurückgezogen in der Schweiz.

Die Wende kommt schließlich 1947 als ein Neu-Ankömmling in der Haute Couture namens Christian Dior den sogenannten "New Look" prägt. Mit bauschigen Röcken aus mehreren Lagen Stoff sowie kurzen Jacken wird die Taille betont, was Chanel als einen Rückfall in die Zeit des steifen Korsetts betrachtet. 1954 eröffnet sie im Alter von 70 Jahren erneut die Boutique in der Rue Cambon. Ihre erste Kollektion wird – auch aufgrund der Tatsache, dass sie wegen einer Spionage-Tätigkeit während des Krieges für Deutschland in ihrer Heimat in Ungnade gefallen war – eher mit Zurückhaltung aufgenommen.

Es ist schließlich ein amerikanisches Magazin, welches später die Eleganz ihrer Tweed-Kostüme würdigt und ihre Mode als "Revolution" bezeichnet. Auch immer mehr internationale Stars wie Marlene Dietrich, Grace Kelly, Romy Schneider oder Elizabeth Taylor tragen medienwirksam Chanel, was schließlich zum Siegeszug des Chanel-Kostüms führt.

1971 stirbt Coco Chanel schließlich in ihrer Suite im Ritz Carlton in Paris. Bis zuletzt hat die Modeschöpferin trotz ihres hohen Alters an neuen Kollektionen gearbeitet. Zwei Wochen nach ihrem Tod zeigte das Haus Chanel ihr letztes Werk in einer Modenschau.

Die allermutigste Handlung ist immer noch, selbst zu denken. Laut.

Coco ChanelModedesignerin

Was wir von Gabriel "Coco" Chanel lernen können

Coco Chanel war eine Revolutionärin, die ihrem Credo zur Schlichtheit ihr ganzes Leben lang treu geblieben ist. Nicht nur aufgrund ihres temperamentvollen Charakters hat sie sich niemals unterkriegen lassen – am allerwenigsten von den Männern. So unabhängig wie Chanel als Persönlichkeit war, so war sie es auch als Geschäftsfrau.

Auch wenn sie sich anfangs von ihrem Partner finanziell unterstützen ließ, um 1910 ihre erste Boutique eröffnen zu können, war es für Gabrielle Chanel eine Frage der Ehre, ihm jeden Cent zurückzuzahlen. Sie lehnte es Zeit ihres Lebens entschieden ab, von jemandem abhängig zu sein und wollte um jeden Preis frei bleiben. Abseits ihres modischen Lebenswerks sind es vor allem ihr Selbstbewusstsein, ihre Unabhängigkeit sowie ihre Beharrlichkeit, die uns noch heute inspirieren.

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