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Karl Lagerfeld: Der größte Moderevolutionär unserer Zeit

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©Elke Mayr
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Er entwarf Kollektionen für Chanel, Chloé, Fendi und sein eigenes Label. Zwei Jahre nach seinem Tod wird jetzt sein Nachlass versteigert. Darunter Fressnäpfe seiner Katze Choupette und 200 seiner fingerlosen Lederhandschuhe. Das Portrait eines Exzentrikers.

Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Karl LagerfeldModeschöpfer, Designer, Fotograf und Kostümbildner

Dies war einer der Sätze von Karl Lagerfeld. Dafür war er bekannt: Seine scharfen, arroganten und zynischen Sager ("Ich bestehe nur aus Egoismus. Ich bin keine Opfernatur", "Heidi Klum kenne ich nicht, die war nie in Paris", "Man muss das Geld zum Fenster rauswerfen, damit es zur Tür wieder reinkommt") machten den Fasion-Designer zur Ikone. Und natürlich seine Mode.

Steckbrief Karl Lagerfeld

  • Geboren als: Karl Otto Lagerfeld am 10. September 1933 in Hamburg, Deutschland

  • Verstorben am: 19. Februar 2019 in Paris, Neuilly-sur-Seine, Frankreich

  • Beruf: Modeschöpfer, Designer, Fotograf und Kostümbildner

  • Bestattet am: 22. Februar 2019 in Nanterre, Frankreich

  • Eltern: Elisabeth Bahlman, Otto Lagerfeldt

  • Geschwister: Thea Lagerfeldt, Martha Christiana Lagerfeldt

Karl Lagerfelds Karrierestart in Paris und ein Mantel, der alles veränderte

Seine Laufbahn in der Modewelt begann er Mitte der 50er Jahre in Paris, wo er bei Balmain, Patou, Chloé und anderen Modefirmen beschäftigt war. In die französische Hauptstadt war er als 19-jähriger gekommen, da sein Vater, ein deutscher Kondensmilch-Fabrikant, dort ein Büro hatte. Zunächst besuchte Lagerfeld das Lycée Montaigne im Quartier Latin und schließlich eine private Zeichenschule. Bei einem Design-Wettbewerb reichte er den Entwurf eines Mantels ein und erreichte mit der Skizze den ersten Platz. Funfact: Yves Saint Laurent, später einer seiner größten Konkurrenten, gewann beim selben Contest in einer anderen Kategorie mit der Zeichnung eines Abendkleides. Lagerfeld wurde von Pierre Balmain, der bei dem Wettbewerb in der Jury saß, als Schneider-Lehrling engagiert und produzierte den von Karl designten, gelben Mantel: ein kragenloses Modell, die Schnalle am oberen Ende der Knopfleiste mit V-förmigen Rückenausschnitt. Es ist eines der Pieces, die Lagerfeld den Weg zur Mode-Legende ebneten.

Drei Jahre später wurde der deutsche Designer als künstlerischer Direktor ins Modehaus Jean Patous geholt. 1958 präsentierte er seine erste Kollektion: Roland Karl. Ein weiterer Wechsel folgte: Lagerfeld war jetzt für Chloé tätig, wo er 1964 zum Chefdesigner bestellt wurde und Größen wie Grace Kelly, Jackie Kennedy, Brigitte Bardot und Maria Callas einkleidete. Der große Durchbruch gelang ihm 1972: Er entwarf die Art-Déco-Kollektion für Chloé, die ihn weltbekannt machte.

Seit seiner Zeit als künstlerischer Direktor bei Chloé arbeitete er auch regelmäßig als freiberuflicher Designer beispielsweise für Ballantyne, Charles Jourdan, Fendi, H&M, Krizia, Steilmann, Tiziani, Trivera, Valentino und Swarowski.

Der Coup seines Lebens: Chanel

1983 – das Jahr seines Karrierehöhepunkts: "Karl der Große" wird Kreativdirektor des Hauses Chanel. In einem Interview erzählt er dazu: "Mir sagten mir alle Leute: 'Mach das nicht, fass das nicht an. Das ist tot, das ist kaputt'". Beeindrucken ließ Lagerfeld sich davon nicht. Im Gegenteil. Er verwandelte das Unternehmen in eine moderne Marke, die jetzt vor allem auch junge Leute adressierte. Er traute sich als erster, das Erbe von Coco Chanel zu verändern. "Respekt sei die Tür zur Pleite", sagte er, "In der Mode muss man über Leichen gehen." Da ist sie wieder - die provokante, pointierte Ausdrucksweise, für Lagerfeld berüchtigt war und die unkonventionelle Art an Dinge und das Leben heranzugehen.

Jedenfalls lag er mit seinem Ansatz mehr als richtig: Das Label verwandelte sich unter seiner Regie zu einem Super-Imperium mit Umsätzen in Milliardenhöhe.

Viele weitere Fashion-Höhepunkte und Erfolgsprojekte im Leben von Karl Lagerfeld

  • Seit 1965 an entwarf er Pelzmode für Fendi in Rom.

  • 1984 gründete er sein eigenes Label Karl Lagerfeld.

  • Von 1980 bis 1984 war er als erster Modeschöpfer Gastprofessor der Modeklasse an der Universität für angewandte Kunst Wien.

  • Lagerfeld nahm verschiedene Designaufträge an, darunter für die Brand Tiziano Roma.

  • 2004 wurde der Designer der erste Kooperationspartner von H&M. Im selben Jahr entwarf Lagerfeld die Bühnenoutfits von Madonnas Re-Invention World Tour.

  • Insgesamt brachte der Modeschöpfer jährlich 16 (!) Kollektionen für die unterschiedlichen Marken auf den Markt.

  • 2009 wurde eine ihm nachempfundene, 25 cm große Spielzeugfigur in einer Stückzahl von 1000 Exemplaren produziert. Verkaufspreis: je € 129.

  • Ein Jahr später entwarf er für Coca Cola eine Flasche und für Swarovski eine eigene Kollektion, darunter das Diadem für die Debütantinnen des Wiener Opernballs 2017.

  • 2015 entstand eine Zusammenarbeit mit Zalando. Dem Onlinehändler lieferte er eine 18-teilige Damenkollektion.

  • Lagerfeld kreierte auch Parfüms: Für Chloé konzipierte er "Chloé for Woman" und etliche unter seinem eigenen Namen.

  • Der Designer war außerdem als Kostümbildner für Theater und Oper tätig. Unter anderem 1980 am Wiener Burgtheater und 1991 bei den Salzburger Festspielen.

  • Lagerfeld veröffentlichte zahlreiche Fotobücher. Er selbst besaß eine der weltweit größten Fotobuchsammlungen.

Die Musen von Karl Lagerfeld

Inès de la Fressange, Kristen McMenamy, Anna Piaggi, Amanda Harlech, Claudia Schiffer, Rihanna, Kristen Stewart und Lily-Rose Depp – sie alle inspirierten Lagerfeld zu seinen Kreationen. In einem Interview sagte er: "Ohne 'Musen' wäre der kreative Prozess sehr abstrakt und leblos. Sie helfen, den Dingen Ausdruck und Form zu verleihen." Model McMenay führte er 1997 bei ihrer Hochzeit mit dem Fotografen Miles Aldridge sogar zum Altar.

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Karl Lagerfeld mit Cindy Crawford, Claudia Schiffer und Helena Christensen, Chanel 1993

© IMAGO / Starface

Choupette: das berühmteste Haustier der Welt

Eigentlich war es die Katze von Model Baptiste Giabiconi. Als dieser für zwei Wochen verreiste und Lagerfeld bat, derweil auf sie aufzupassen, verliebte sich der Fashion-Designerin in die Birma-Katze. Bei Giabiconis Rückkehr sagte er: "Es tut mir leid, Choupette gehört jetzt mir. Ich gebe Choupette nicht zurück.” Von da an führte das Tier ein Luxus-Leben sondergleichen: Ihre Mahlzeiten, zubereitet und serviert von einem Privatkoch, nahm Choupette auf silbernen Tellern am Tisch zusammen mit Lagerfeld ein. Sie hatte zu Lagerfelds Lebzeiten einen Bodyguard, einen Hausarzt und zwei Cat-Sitterinnen.

Bald war sie mit 240.000 Followern auf Instagram ähnlich berühmt wie ihr Herrchen. Gemeinsam mit dem Münchener Start-Up LucyBalu brachte das Promi-Haustier sogar ein eigenes Produkt heraus: eine Hängematte für designaffine Katzen. Ihr Buch „Choupette: Aus dem Leben einer Katze an der Seite von Karl Lagerfeld“ wurde ein Bestseller, mit Werbeaufträgen für Opel und japanische Schönheitsprodukte erwirtschaftete sie Millionen. Außerdem war sie Covermodel für die Vogue an der Seite der Supermodels Gisele Bündchen und Linda Evangelista. Nach Lagerfelds Tod soll sie wieder bei Baptiste Giabiconi untergekommen sein.

Der Tod des größten Mode-Revolutionär der Gegenwart

Am 19. Februar 2019 starb Karl Lagerfeld im Alter von 85 Jahren in einem Vorort von Paris an den Folgen von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Anlässlich seines Todes zollten viele Branchengrößen und eine Reihe von Prominenten - von Virgil Abloh und Kim Kardashian bis hin zu Donatella Versace und Marc Jacobs - der ikonischen Legende ihren Respekt. Sein Erbe im Modehaus Chanel übernahm die Kostüm- und Modedesignerin Virginie Viard, die er oft als seine rechte Hand bezeichnete.

Sein Vermögen soll zwischen 400 und 800 Millionen Euro betragen haben und an sieben Erben verteilt worden sein: die Models Baptiste Giabiconi, Jake Davies und Brad Kroenig, Lagerfelds Bodyguard und Vertrauter Sébastien Jondeau, seine PR-Agentin Caroline Lebar seine Haushälterin und Cat-Sitterin Françoise Caçote sowie Patenkind Hudson Kroenig, Sohn von Dressman Brad Kroenig.

Nach seinem Tod, soll sein Nachlass über das Auktionshaus Sotheby's Ende des Jahres versteigert werden. Darunter etwa 80 Fresssnäpfe von Choupette, mehr als 200 seiner fingerlosen Lederhandschuhe und drei Rolls Royce.

Karl Lagerfeld - das Unternehmen

Kaum jemand hat es mehr verdient, als Legende dargestellt zu werden - Modedesigner, Fotograf, Inspiration für viele und manchmal auch Provokateur - Karl Lagerfeld beeinflusste die Modewelt, wie kein anderer.

Steckbrief der Brand Karl Lagerfeld

  • Firmenname: KARL LAGERFELD

  • Gründer: Karl Lagerfeld

  • Gründungsjahr: 1984

  • Firmensitz: Amsterdam, 82 Herengracht

  • Leitung: Pier Paolo Righi (CEO); Hun Kim und Carine Roitfeld (kreative Leitung)

  • Modecodes & typische Merkmale: Karl Lagerfeld Logo (Kopf)

  • Produktgruppen: Bekleidung, Accessoires, Parfums

Als Kreativdirektor von Chanel gelang es ihm in den frühen 1980er-Jahren, die Marke Chanel, die nach dem Tod von Coco an Bekanntheit verlor wiederzubeleben und sie zu einer der drei Top-Luxusmarken der Welt zu machen.

Das erste eigene Unternehmen von Lagerfeld

1984 gründete "Karl der Große" dann zusammen mit der französischen Textilfirma Bidermann sein eigenes Modehaus an der Champs-Elysées in Paris. Von 1988 bis 1995 wurde die Zweitlinie KL by Karl Lagerfeld angeboten, die von der Steilmann-Gruppe angefertigt wurde, die damals viele deutsche Kaufhäuser wie Karstadt belieferte. Nebenher arbeitete er auch als Mode- und Werbefotograf.

Da sein eigenes Label nicht sonderlich erfolgreich war, verkaufte er dieses 1987 an die französische Firma Cora-Revillon, von dort kam es über den britischen Luxusgüterkonzern Dunhill später zu Richmont-Gruppe. Anschließend erwarb er seine Firma wieder zurück. Von 1996 bis 1999 vertrieb er über das Versandhaus Quelle die Damen-Kollektion KL by Karl Lagerfeld.

1999 lancierte Karl Lagerfeld die Damen-Kollektion Lagerfeld Gallery, die in zwei neuen Boutiquen in Paris und Monaco verkauft wurde. 1999 lancierte Lagerfeld die Damen-Kollektion Lagerfeld Gallery, die in zwei neuen Boutiquen in Paris und Monaco verkauft wurde.

Lagerfeld verkaufte 2005 die Markenrechte an seinen Kollektionen an den amerikanischen Modekonzern Tommy Hilfiger. Er blieb jedoch weiterhin für das Design der exklusiven Pariser Lagerfeld Collection (vormals Lagerfeld Gallery) zuständig. Die anderen günstigeren Kollektionen wurden von Tommy-Hilfiger-Designern in New York entworfen.

2006 als die Tommy Hilfiger Corporation vom britischen Finanzdienstleister Apax Partners übernommen wurde, endete auch der Vertrieb der günstigeren Lagerfeld-Linie in den USA und die Boutiquen in Paris und Monaco wurden geschlossen. Die Lagerfeld Collection hieß dann wieder schlicht Karl Lagerfeld. Die Herstellung übernahm 2007 ein italienisches Unternehmen.

2012 lancierten Apax und Karl Lagerfeld das Label "Karl". An der Karl Lagerfeld Group beteiligten sich verschiedene Unternehmen. Unter anderem die GIII Apparel-Gruppe.

Es wurden dann in zahlreichen Ländern Boutiquen unter dem Namen Karl Lagerfeld eröffnet, beispielsweise in Paris am Boulevard Saint-Germain 194. Karl Lagerfeld, der mit seinem Büro und Showroom ebenfalls in einer Seitenstraße des Boulevards Saint-Germain residiert, blieb Kreativdirektor der Karl Lagerfeld Group. Unter dem Label wurden hauptsächlich Bekleidungskollektionen und Accessoires vermarktet, die ein breiteres Publikum ansprechen sollten als die Haute-Couture, für die sein Name ansonsten stand.

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Karl Lagerfeld Shop

© Elke Mayr

Die Brand Karl Lagerfeld nach seinem Tod

Das Haus Lagerfeld konnte seinen Umsatz 2019 um mehr als 50 Prozent steigern im Vergleich zum Vorjahr, erklärte Pier Paolo Righi (CEO) dem Online-Magazin Fashion Network.

Elf Monate nach dem Ableben von Karl Lagerfeld präsentierte das Label eine Capsule Collection seines wohl wichtigsten Signature Piece: Das weiße Hemd. Es gehörte zu ihm wie seine Handschuhe und sein Haarstyle mit Pony-Tail.

Die 7 Hemden wurden von seinen Freunden und Wegbegleitern wie Carine Roitfeld, Kate Moss oder Diane Krüger als Hommage an ihm designt. Der Ertrag ging an eine karitative Stiftung, die von Karl Lagerfeld gefördert worden war. Die Sieben war zudem die Glückszahl des Modeschöpfers.

Das Unternehmen Karl Lagerfeld gehört seit Mai 2022 zur Gänze der GIII Apparel-Gruppe.

Cara Delevingne entwarf 2022 eine unisex Kollektion ("Cara loves Karl") für das Label. Für den verstorbenen Designer war das Model nicht nur eine Muse. Sie galt als eines der Lieblingsmodels von Karl Lagerfeld.

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