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Zyklus-Apps: Was die Periodentracker können & wie es mit dem Datenschutz aussieht

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Zyklus-Apps

Zyklus-Apps sind super praktisch!

©Elke Mayr
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Die Menstruation am Smartphone zu tracken, gehört für viele Frauen schon zur Alltagsroutine. Wie genau Zyklus-Apps sind und wie du eine seriöse App in puncto Datenschutz erkennst.

Digitale Eisprungkalender, Menstruationskalender oder Periodenkalender, Bezeichnungen gibt es einige, aber kurzum: Zyklus-Apps sind praktische Alltagshelfer – die trotz allem mit Vorsicht zu genießen beziehungsweise zu benützen sind.

Was sind Zyklus-Apps?

"13 Tage noch bis zu deiner nächsten Menstruation." Seine Periode am Smartphone zu tracken, gehört für viele Frauen schon zur Routine. Ich persönlich habe damit begonnen eine Zyklus-App zu verwenden, nachdem ich die Pille abgesetzt habe und unser Kinderwunsch im Raum stand. Ich hatte ehrlicherweise keine Ahnung davon, wie mein Zyklus verläuft. Wie lange dauert mein Zyklus? Wann ist der Eisprung? Wann sind meine fruchtbaren Tage? Natürlich bringt eine Zyklus-App kein Garantie mit sich, schwanger zu werden (und sie ist auch keine Verhütungsmethode!), aber sie hat mir dabei geholfen, ein Gefühl für meinen Zyklus zu bekommen.

So, aber was sind denn jetzt genau Zyklus-Apps? Die Kurzfassung: Sie sind digitale Kalender, die die Menstruation sowie Eisprung und fruchtbare Tage berechnen und voraussagen. Außerdem können noch andere Informationen wie Ausfluss, Sexleben oder Verdauung getrackt werden. Man muss aber immer im Hinterkopf behalten, dass Zyklus-Apps die Vorhersagen mathematisch berechnen und auch wenn die Apps mit ausreichend Infos "gefüttert" werden, heißt das nicht, dass der Eisprung an Tag xy stattfindet.

Wie genau sind Zyklus-Apps?

Auf die Frage, ob Menstruations-Apps zuverlässig sind, gibt es laut Stiftung Warentest eine klare Antwort: nein. Das "Problem" ist, dass (wie schon erwähnt) großteils Durchschnittswerte für die Berechnung von Periode & Co herangezogen werden. Apps allerdings, die die symptothermale Methode nützen, also das Eintragen der Basaltemperatur und Beobachtungen zum Zervixschleim, schneiden in puncto Genauigkeit gut ab.

Sehr beliebt mittlerweile und genau sind Tracker, die mehr als nur eine Zyklus-App bieten: zum Beispiel das Ava Fertility-Armband oder der inne-Reader, der den Zyklus anhand des Speichels trackt.

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© Elke Mayr

Welche Zyklus-Apps gibt es?

Es gibt eine fast schon unüberschaubare Fülle an Periodentracking-Apps. Orientiert man sich an Stiftung Warentest, die 2017 insgesamt 23 Zyklus-Apps unter die Lupe genommen hat, wurden nur drei mit gut bewertet. Hauptgrund für das schlechte Abschneiden der anderen Apps war die schon oben erwähnte Ungenauigkeit. Ein weiterer Kritikpunkt war, dass einige Apps "unnötige" private Informationen abfragen und Tracking-Infos für gezielte Werbung an Drittanbieter weiterleiten.

Die Testsieger-Apps waren Lady Cycle oder myNFP. Sie nützen die symptothermale Methode zum Erfassen der Grunddaten und punkten damit mit Genauigkeit.

Auch wenn es Clue und Flo im Test nicht unter die Top-Apps schafften, zählen sie mit millionenfacher Nutzung zu den beliebtesten Apps weltweit.

Mehr als nur eine App bieten beispielsweise Tools, wie der schon erwähnte inne-Reader, der wie ein Mini-Labor funktioniert und die fruchtbaren Tage sehr genau bestimmt.

Lady Cycle

Die App Lady Cycle zählte zu den Testsiegern des Stiftung Warentest und bestimmt mittels Messung der Basaltemperatur (morgendliche Aufwachtemperatur) sowie Aussehen und Empfinden/Fühlen des Zervixschleims die hochfruchtbaren Tage im Zyklus. Lady Cycle steht für Android-Nutzerinnen kostenlos im Google Play-Store zur Verfügung. Die Premium-Version mit weiteren Funktionen kostet 39 Euro für 12 Monate.

myNFP

Die myNFP-App (NFP steht für natürliche Familienplanung) war auch Testsieger und arbeitet ebenfalls mit der symptothermale Methode, um die Zyklusdaten zu erfassen. Die App ist 30 Tage kostenlos, danach sind es knapp 10 Euro für drei Monate, verfügbar für Android und iOS.

Clue

Clue zählt zu den beliebtesten Perioden- und Zyklustrackern weltweit und bietet knapp 40 Tracking-Kategorien zum Erfassen der Daten. Je mehr du trackst, desto genauer werden deine Vorhersagen. Die Basisversion gibt es kostenlos im Apple App-Store oder Google Play-Store zum Download.

Ava Fertility

Mit dem Ava-Armband und dazugehöriger App verläuft das Zyklustracking anders: Während des Schlafens werden zyklusrelevante Daten (zum Beispiel Atemfrequenz, Hauttemperatur oder Herzfrequenzvariabilität) am Handgelenk erfasst, um die empfängnisbereitesten Tage des Menstruationszyklus zu ermitteln. Das Basispaket kostet 289 Euro.

inne

Basierend auf einem einfachen Speicheltest bestimmt der inne-Reader (plus App) deine Fruchtbarkeit während deines Zyklus. Bei diesem Tracking steht nicht die Messung des Puls oder der Temperatur im Mittelpunkt, sondern die der Hormone. Ab ca. 30 Euro monatlich.

Datenschutz & Zyklus-Apps

Dem beliebten Perioden-Tracker Flo wurde das Sammeln und Weitergeben von Daten zum Verhängnis: Die Betreiber:innen gaben Details von Schwangeren weiter und wurden deshalb rechtlich zur Verantwortung gezogen. Sie verpflichteten sich nach einem Vergleich mit dem Konsumentenschutz dazu, alle Betroffenen zu informieren. Die Drittfirmen waren dazu angehalten, die Daten zu löschen. Insgesamt wurde die App von rund 100 Millionen Frauen verwendet.

Frauen sind eine kaufkräftige Zielgruppe – ihre Informationen sind deshalb besonders wertvoll. Immer wieder werden Userinnen aktiv dazu aufgefordert, sensible Fakten preiszugeben. "Wir werden immer schlauer", antwortet die App Clue zum Beispiel nach der Eingabe persönlicher Werte. Sie schnitt bei mehreren Untersuchungen besonders schlecht ab. Doch wer verdient denn eigentlich genau an uns? Ein großer Teil werde für Statistik- und Werbezwecke verwendet, so Datenschutzexpertin Daniela Zimmer: "Die Wege sind oftmals dunkel. Google kauft Firmen auf, die sich mit Forschung und Entwicklung im Gesundheitsbereich beschäftigen. Für sie sind diese Daten Gold wert."

Für die Abfrage von Daten, die für das Tracken der Menstruation nicht zwingend notwendig sind, müssen die Betreiber:innen die Zustimmung der Userinnen einholen. Dies passiert, wenn wir der ewig langen Datenschutzerklärung zustimmen, die die meisten gar nicht erst durchlesen. Ein weiteres Problem – viele davon sind nur auf Englisch aufzufinden oder unverständlich formuliert. Reines Kalkül, meint die Datenschutzexpertin: "Es handelt sich mehr um Desinformation als um Information. Die Zustimmung ist nur dann gültig, wenn vorher verständlich erklärt wurde, was mit den Daten passiert. Dieser Umstand wird von vielen Apps ignoriert."

So erkennst du eine seriöse Zyklus-App

Datenschutzexpertin Ulrike Gutkas rät dazu, bereits bei der Beschreibung im App-Store darauf zu achten, welche Daten abgefragt werden:

  • "Klicken Sie bei der Beschreibung im App-Store auf 'mehr'".

  • "Scrollen Sie dabei auch ans Ende der Beschreibung."

  • "Lesen Sie die dort platzierten Datenschutzhinweise."

  • "Sollten die Datenschutzhinweise fehlen, suchen Sie nach einer anderen App."

  • "Sollten die Datenschutzhinweise auf eine Webseite verweisen, lesen Sie sie auf der Webseite."

  • "Generell ist es hilfreich, die ausführliche Version auf der Webseite zu lesen."

"Achten Sie auf die Hersteller – sind diese in der EU angesiedelt, ist das ein gutes Zeichen", erklärt die Datenschutzexpertin. Die App solle den Verbrauchern schließlich eine verschlüsselte Speicherung zusichern und die Datenweitergabe ohne explizite Zustimmung unterlassen. "Werfen Sie außerdem einen ausführlichen Blick ins Impressum des Herstellers. Beachten Sie die leicht auffindbare Angabe der zuständigen Firma", rät Gutkas.

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