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Der unvergleichbare Stil von Jane Birkin

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Jane Birkin in London

Jane Birkin in London

©Getty Images

Schauspielerin, Sängerin und Modemuse: Der mühelose Chic Jane Birkins prägt unsere Sommerlooks bis heute – die ewige Stilikone und Begründerin des „French Girl Chics“ im Porträt.

Beinahe wirkt es wie eine Ironie des Schicksals: Die teuerste und berühmteste Tasche der Welt, die „Birkin Bag“ von Hermès, wurde nach einer Frau benannt, die Luxus nie prätentiös lebte – oder gar Wert darauf gelegt hätte. Jane Birkin trug ihre „Birkins“ meist vollgestopft, mit witzigen Anhängern und Stickern beklebt sowie zahlreichen Kratzern und kleinen Schäden. Die britisch-französische Stilikone, die vor zwei Jahren in ihrem Haus in Paris im Alter von 76 Jahren von einer Pflegekraft tot aufgefunden wurde, war berüchtigt dafür, ihre Accessoires nicht zu schonen. „Eine Tasche muss eben leben“, kommentierte sie lapidar. Entstanden ist die Idee für das begehrte Luxusstück 1981, als Jane Birkin im Flugzeug Jean-Louis Dumas traf, den damaligen Chef von Hermès. Als ihre Strohtasche vom Sitz fiel und alles herauskullerte, witzelte sie: „Sie sollten eine Tasche für Frauen wie mich erfinden – praktisch, aber schön.“ Das beeindruckte Dumas, und die Kulttasche war geboren.

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Die Ursprungs-Birkin Bag mit Jane Birkin

„Eine Tasche macht keinen Spaß, wenn man sie nicht so herumtritt, dass es aussieht, als hätte die Katze darauf gesessen – und das ist normalerweise auch der Fall“, beschrieb die Britin ihre berühmte „Birkin Bag“.

 © Getty Images

Französischer Chic

Wer heute auf Pinterest nach „French Girl Chic“ sucht, sieht garantiert auch ein Foto der Schauspielerin und Sängerin. Bis heute verkörpert sie die Leichtigkeit der Riviera. Sie zelebrierte das Ungeglättete, das Rohe, das Echte. Die geflochtene Basttasche, die sie selbst zu Red Carpet-Events trug. Das weiße Herrenhemd, lässig geknotet. Die ausgewaschene Levi’s-Jeans mit hohem Bund, immer eine Spur zu groß. Ihre coolen Shorts und Flats. Es ist die Balance aus französischem Bohème-Flair und britischem Understatement, die ihren Stil prägte. Dazu der „No-Make-up“-Look, unfrisierte Haare mit Pony und ein nicht greifbarer Charme, den man mit keinem Geld der Welt kaufen, nur ausstrahlen kann. 

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Jane Birkin with her family

Mit Ehemann Serge Gainsbourg und den Töchtern Kate Barry und Charlotte Gainsbourg auf Sommerurlaub in Saint-Tropez. Später bekam sie noch Tochter Lou Doillon.

 © Getty Images

Karriere einer Unangepassten

Jane Mallory Birkin wurde 1946 in London geboren, mit 17 trat sie erstmals vor die Kamera. Der internationale Durchbruch gelang ihr 1966 mit Michelangelo Antonionis „Blow-Up“, einem Meilenstein des europäischen Kinos. Die Herzen der Franzosen eroberte sie jedoch erst 1968 – mit einem Skandal. Am Set des Films „Slogan“ lernte sie den französischen Schauspieler und Chansonnier Serge Gainsbourg kennen – und lieben. Das Lied „Je t’aime … moi non plus“, das Serge ursprünglich für Brigitte Bardot geschrieben hatte, nahmen nun die beiden gemeinsam auf – flüsternd, stöhnend. Der Vatikan war entsetzt, die BBC verbot den Song – und ganz Europa hörte ihn. Das Kultpaar der 1970er-Jahre genoss den Erfolg und lebte exzentrisch, glamourös, zutiefst kreativ. Jane und Serge drehten gemeinsam Filme, schrieben Songs, bekamen eine Tochter. 1980 trennten sie sich, blieben einander jedoch eng verbunden. „Er war die Liebe meines Lebens“, sagte sie später. Jane bekam drei Töchter von drei Männern, hatte viele Lieben und blieb stets rebellisch, neugierig, glücklich. „Wer will denn schon ein einfaches Leben? Das ist doch langweilig!“, war ihr Lebensmantra. Sie arbeitete mit Regisseuren wie Jacques Doillon, Agnès Varda oder Alain Resnais, oft in komplexen feministischen Rollen. In „La Pirate“ (1984) spielte sie eine Frau zwischen Liebe und Zerstörung, in „La femme de ma vie“ (1986) eine Musikerin, die mit der Alkoholsucht ihres Mannes kämpft. 

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Jane Birkin style

Zeitlose Leichtigkeit: Jane Birkins Looks mit Bootcut-Jeans und Hemdblusen sind auch heute noch so relevant wie in den Seventies.

 © Getty Images

Charme des Unperfekten

Der Musik blieb Jane Birkin ihr Leben lang verbunden, krankheitsbedingt wurden ihre Auftritte allerdings seltener. In Interviews blieb sie stets klug, schlagfertig und politisch, sprach über das Älterwerden, die Klima-Problematik, Feminismus und Schmerz. Und auch stilistisch blieb sie sich im Alter treu – lockere Jeans, weiße Blusen, zerknautschte Bags, flache Schuhe, wilde, graue Haare. Fashion war für sie Ausdruck, nie Maske. In einer Welt, die nach Perfektion schreit, lebte Jane Birkin die Magie des Unfertigen, scheinbar Zufälligen. Merci für so viel Inspiration, Jane!

Über die Autor:innen

Bild von Michaela Strachwitz

Michaela Strachwitz

Chefredakteurin für Mode, Beauty & Lifestyle

Michaela ist seit 2024 Chefredakteurin bei WOMAN für die Themen Mode, Beauty & Lifestyle. Davor war sie 8 Jahre lang stellvertretende Chefredakteurin und 9 Jahre Chefin vom Dienst.

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