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Kupferspirale: Kosten, Erfahrung, Vorteile, Nachteile & Mythen um die Spirale

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Kupferspirale

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Die hormonfreie Verhütung boomt. Trotzdem entscheiden sich bis heute nur zwei Prozent der Österreicherinnen für Kupferspirale, Kupferkette oder Kupferball. Wir räumen mit hartnäckigen Mythen rund um diese Verhütungsmethode auf!

Obwohl die Kupferspirale oder vielmehr die hormonfreie Verhütung mit Kupfer allgemein als eine der sichersten Verhütungsmethoden gilt (Typischer Pearl-Index: 3), entscheiden sich in Österreich aktuell lediglich zwei Prozent der Frauen dafür. Zum Vergleich: Mit 38 Prozent ist die Pille nach wie vor die beliebteste Verhütungsart - auch wenn die Zahl seit 2012 um sieben Prozent zurückging.

Die Gründe dafür? Negative Erfahrungen, die vor allem Anwenderinnen in den 70er-Jahren mit einem mittlerweile längst überholten Modell gemacht haben und die sich bis heute hartnäckig im kollektiven Gedächtnis der Frauen halten. Und klar: Auf den ersten Blick ist es schlicht praktischer (und weniger schmerzhaft), täglich eine Pille einzuwerfen, als sich einem kleinen Eingriff zu unterziehen.

Vorteile der Kupferspirale - keine hormonellen Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme oder Libidoverlust

Dabei greifen hormonelle Produkte wie Nuva-Ring, Hormonstäbchen, Spritze oder eben die Pille stark auf den natürlichen Hormonhaushalt ein. Während die Haut meist reiner wird und sich die Monatsblutung fast immer schwächer und fast spießerhaft pünktlich zeigt, berichten manche Frauen nicht nur von einer körperlichen, sondern auch von einer emotionalen Ruhigstellung: Die Lust auf Sex schwindet langsam und Studien bestätigen, dass Frauen, die auf hormonelle Verhütung setzen, anfälliger für Depressionen sind. Bei Teenagerinnen liegt die Wahrscheinlichkeit sogar um 80 Prozent höher.

Da die Kupferspirale lokal in der Gebärmutter und ohne Hormone wirkt, erspart Frau sich hormonelle Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Libidoverlust, Kopfschmerzen und depressive Verstimmungen.

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Nachteile von Kupferspirale und Co.

Ganz ohne Nachteile geht es aber auch bei der Kupferverhütung nicht. Die Periode kann unter Umständen schmerzhafter und stärker werden, weswegen Frauen, die unter starken Regelschmerzen leiden, von dieser Art der Kontrazeption abgeraten wird. Völlig schmerzfrei ist die Prozedur auch nicht. Gerade bei einem engen Gebärmutterhalskanal kann das Einlegen schmerzhaft sein.

Der Eingriff selbst dauert aber keine fünf Minuten und ist am ehesten mit dumpfen, intensiven Regelkrämpfen zu vergleichen, die schnell wieder abklingen. Ein Schmerzmittel vor dem Eingriff und eine lokale Betäubung federn das Gröbste ab. Bei besonderer Schmerzempfindlichkeit bieten manche Ärztezentren die Einlage der Spirale unter Kurznarkose an.

Kosten der Kupferspirale

Sobald Spirale, Kupferkette oder Kupfer-Bällchen eingesetzt wurden, hat man länger Ruhe. Denn die Wirkung von Kupfer hält vier bis fünf Jahre an. Danach ist ein Frauenarztbesuch nötig, um das Kupferteilchen auszuwechseln. Bei Kinderwunsch können alle Produkte jederzeit entfernt werden. Sie werden an einem Rückholfaden herausgezogen. Je nach Modell variiert der Preis zwischen 300 und 500 Euro. Verglichen mit der Pille ist das sehr günstig.

Wie wirkt die Kupferspirale?

Sowohl die Kupferspirale als auch die Kupferkette, die Goldspirale oder der Kupferball verhindern eine Befruchtung der Eizelle, indem sie ständig kleine Mengen Kupfer in die Gebärmutter abgeben, die die Überlebensfähigkeit von Samenzellen hemmen beziehungsweise die Samenzellen oder auch eine befruchtete Eizelle abtöten können (kupferhaltige Spiralen können daher auch bis zu fünf Tage nach dem ungeschütztem Sex als Alternative zur Pille danach zur Notfallkontrazeption eingesetzt werden).

Zusätzlich wird der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verändert: Eine durch das Kupfer verursachte Entzündungsreaktion der Gebärmutterschleimhaut verhindert, dass sich eine befruchtete Eizelle einnisten kann.

Sicherheit der Kupferspirale

Da die Kupferspirale in punkto Sicherheit nicht von der Zuverlässigkeit der Anwenderin abhängig ist - sprich du kannst sie nicht "einfach vergessen" wie beispielsweise Pille oder Kondom - und auch keine Anwendungsfehler passieren können, hat die hormonfreie Verhütung eine Schwangerschaftsrate von 0,1 bis 0,8 Prozent. Das ist geringer als bei Pille oder Kondom. Halbjährlich wahrgenommene Kontrolluntersuchungen per Ultraschall können die Sicherheit jeder Spirale (auch der Kupferspirale und Kupferkette) erhöhen, weil eine Fehlposition zeitnah entdeckt werden kann.

Für welche Frauen ist die Verhütung mit Kupfer geeignet?

Somit ist Kupfer als Verhütungsmittel für fast jede Frau geeignet und bietet je nach Modell bis zu zehn Jahre Verhütungsschutz, ohne in den weiblichen Hormonhaushalt einzugreifen. Eine Kupferallergie könnte man übrigens fast mit in die Liste der Mythen aufnehmen. Kupfer in seiner reinen Form birgt nämlich nur ein äußerst geringes Allergiepotential. Das Vorkommen dürfte in einem Bereich von 1 zu mehreren 100.000 liegen. Die abgegebene Menge von Kupferspirale und Konsorten ist außerdem geringer, als die durch Ernährung aufgenommene durchschnittliche Kupfermenge.

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Die 5 größten Mythen rund um die Kupferspirale

Einmal verbreitet, lassen sich Mythen aber kaum zerschlagen und halten sich hartnäckig in unseren Gehirnen. Wir bringen Licht ins Dunkel:

#1: Macht die Spirale unfruchtbar?

Tatsächlich löste ein Spirale-Modell in den 70er-Jahren schwere Infektionen bei Frauen aus. Das führte bei manchen Patientinnen wiederum zu Unfruchtbarkeit. Grund dafür war vor allem der Rückholfaden, an dessen Struktur Bakterien sich recht wohlfühlten. Die neuen Modelle sind nachweislich sicher, der Mythos hält sich allerdings bis heute.

#2: Ist die Spirale für kinderlose Frauen geeignet?

Auch wenn internationale Untersuchungen bestätigt haben, dass nichts gegen das Tragen einer Spirale in jungen Jahren spricht, raten Gynäkologen Frauen, die noch kein Kind geboren haben, oft noch immer von dieser Verhütungsmethode ab.

#3: Ist die Infektionsrate höher als bei anderen Verhütungsmethoden?

Seit die Spirale auf dem Markt ist, haben sich die Modelle geändert. Während früher die Rückholbändchen paketbandartig gestaltet waren und Keime gut daran "entlang wandern" konnten, gibt es bei den heute gängigen Modellen keinen Grund zur Sorge mehr. Nur in den ersten 20 Tagen nach Einsetzen der Spirale steigt das Risiko von Entzündungen im Beckenbereich. Danach geht das Risiko wieder auf seinen Ausgangswert zurück.

#4: Hat Kupfer eine abtreibende Wirkung?

Bei der Kupferspirale werden ständig geringe Kupfermengen in die Gebärmutter abgegeben. Die Wirkung beruht dabei überwiegend auf einer toxischen Wirkung auf die Spermien, deren Beweglichkeit in Folge eingeschränkt wird. So wird die Befruchtung der Eizelle verhindert. Die primäre Wirkungsweise ist also eine verhütende.

Warum sich dieser Mythos trotzdem hält: Weil die Kupferspirale auch als Notfallverhütungsmittel anstatt der Pille danach verwendet werden. Das abgegebene Kupfer verhindert in diesem Fall das einnisten der befruchteten Eizelle.

#5: Kann es zu einem erhöhtes Risiko einer Eileiterschwangerschaft mit der Kupferspirale kommen?

Eileiterschwangerschaften entstehen hauptsächlich bei beschädigten Eileitern. Das kann zum Beispiel bei einer früheren bakteriellen Entzündung der Eileiter der Fall sein. Verhütet eine Frau mittels Kupfer, ist das Risiko einer Eileiterschwangerschaft sogar geringer als ohne jede Kontrazeption. Die Rate liegt unter der Kupferspirale bei 0,02 in 100 Frauenjahren und bei Nichtverhütung bei 0,3 bis 0,5 in 00 Frauenjahren.

Frauen, die bereits eine Eileiterschwangerschaft, eine Operation im Becken-Bauch-Raum oder Unterleibsinfektionen hatten, sollten sich zur ausführlichen Erklärung von Risiken und Nebenwirkungen aber unbedingt an einen Gynäkologen wenden. Auch eine Kupferunverträglichkeit oder Kupferspeicherkrankheiten können eine Anwendung ausschließen.

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Bericht: Erfahrung mit dem Einsetzen einer Kupferspirale

Hier folgt ein persönlicher Bericht einer Redakteurin über ihre Erfahrungen mit dem Umstieg auf die hormonfreie Kupferspirale, den Ablauf des Einsetzens und wie es ihr damit ging:

"Mein Frauenarzt riet mir aber zur Spirale. Der Grund? Bei der Spirale wird im Gegensatz zum Kupferkettchen nicht direkt in der Gebärmutterwand verankert. Das kann zu Komplikationen führen. Beim Ball wiederum ist die Gefahr eine höhere, dass er verrutscht. Lass dich aber diesbezüglich am besten von deiner Ärztin oder deinem Arzt beraten. Er oder sie wird sicher die passende Lösung für dich finden! Ich kann hier nur von meiner Erfahrung sprechen."

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So sieht es zumindest in meiner Gebärmutter derzeit aus! Das Schönste? Für die nächsten 5 Jahre ist Ruhe!

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Wie schmerzhaft war das Legen der Spirale?

"Zugegeben. Ich war ziemlich aufgeregt. Gut. Speiübel war mir, ich gebe es zu. Ich hatte bereits allerhand Schauergeschichten im Netz gelesen und den großen Fehler begangen, mir auf YouTube das Legen einer Kupferspirale anzusehen. Ich bitte euch inständig: Tut es nicht. Tut es einfach nicht... "

Zum Eingriff selbst: Das Schmerzempfinden ist ja bekanntlich subjektiv, ich kann also nur für mich sprechen: Es war aushaltbar. Das Setzen der Spirale ist vorbei, bevor es überhaupt angefangen hat. Beim Einsetzen der Spirale wird die Kupferspirale mit Hilfe von einem Einführungsstab durch den Muttermund in die Gebärmutter eingeführt. Die Kupferspirale selbst liegt dabei versteckt im Einführungsstab und wird erst in der Gebärmutter durch einen Handgriff herausgeschoben und aufgespannt. Es dauert vielleicht fünf Minuten. Das ist das "Pro" auf meiner kleinen Liste.

Mein Tipp: Nehmt vor dem Termin noch eine Schmerztablette und fragt vor Ort gegebenenfalls schon vor dem Legen um ein Medikament, dass den Muttermund etwas öffnet. Ich habe außerdem um eine Betäubungscreme gebeten, die mir vor dem Einsetzen auf den Muttermund geschmiert wurde. Der ist nämlich ein Biest. Als Kinderlose ist der Muttermund nämlich durchaus stur ... und eng. Und auch wenn die Spirale wirklich alles andere als ein Monstrum ist, reicht schon diese Größe aus, um ein ziemlich unangenehmes Ziepen zu verursachen. (Mütter werden an dieser Stelle vermutlich nur müde lachen. Mir trieb es aber die Tränchen in die Augen.)

Außerdem rate ich, nach dem Einsetzen wirklich noch einige Minuten am Behandlungsstuhl sitzen zu bleiben. Der Schmerz verschwindet sofort. Du bist unfassbar erleichtert, dass es vorbei ist. Du fühlst die Endorphine. Du willst raus aus dem Behandlungszimmer. Dein Körper sieht das aber anders. Es ist jetzt wirklich keine groß angelegte Studie, die ich hier präsentieren kann. Aber es sind doch ... Erfahrungswerte. Vier meiner engsten Freundinnen lagen trotz "Danke, mir geht's gut. Ich geh jetzt heim" nach dem Legen der Spirale am Ordinationsboden. Kreislauf. Ich habe es zumindest bis ins Stiegenhaus der Ordination geschafft, bevor ich dann umkippte. Also. Setzt auch noch ins Wartezimmer, nehmt euch eine Cola oder eine Banane mit und lasst. euch. Zeit. Es geht hier nicht um den Schmerz, sondern rein um die Aufregung. Das muss nicht sein.

Ehrlich? Unlustig. Ich hatte immer wieder starke Krämpfe und habe in der ersten Woche ganz auf Wärmeflasche und Schmerzmittel vertraut. Aber wie gesagt: Das ist immer subjektiv. Die Schmerzen sind zu vergleichen mit sehr sehr starken Regelschmerzen. Die kannte ich bis dato nur nicht. Nach guten zwei Wochen habe ich aber rein gar nichts mehr gespürt und auch vor dem ersten Sex nach Legen der Spirale hatte ich völlig unnötig Angst. Alles beim Alten. Versprochen. Und solltest du oder dein Partner das Rückholfädchen beim Sex doch spüren: Kann man easy kürzen lassen. Auch kein Problem. Übrigens: Die Spirale schützt ab dem Zeitpunkt des Legens - sobald du keine Schmerzen mehr hast, kannst du also auch problemlos Sex haben. Dass die Spirale aber nicht vor Geschlechtskrankheiten schützt, will ich an dieser Stelle eigentlich gar nicht erwähnen müssen...

Das Positive zuerst: Ich hatte ab Tag Eins mit der Spirale keine Kopfschmerzen mehr, mein Zyklus war glücklicherweise sofort regelmäßig und auch meine Stimmungsschwankungen waren wie weggeblasen. Es hört sich etwas esoterisch an, aber: Seitdem ich die Pille abgesetzt habe ist es, als hätte jemand einen grauen Schleier von meinem Leben gelüftet. Ich bin ausgeglichener, fitter, fröhlicher, wacher. Dafür nehme ich auch die paar mühsamen Dinge in Kauf.

Mühsame Dinge? Meine Periode wurde zwar nicht stärker, dauert jetzt aber länger. Hatte ich früher gute drei bis vier Tage die Ehre, dauert meine Regel jetzt bis zu einer Woche. In den ersten paar Monaten hatte ich außerdem mit wirklich starken Regelschmerzen zu kämpfen. Das hat sich aber nach gut vier Monaten eingependelt. Auch meine Haut reagiert auf die Hormonschwankungen seither stärker. Mein Hautbild wurde nicht signifikant schlechter, der eine oder andere Pickel mehr wurde es aber schon.

WOMAN Fazit zur Kupferspirale

Ja. Es ist nicht ganz schmerzfrei. Ja. Es gibt lustigere Dinge, aber die positiven Aspekte sind derart überwiegend und groß, dass ich mir lieber monatlich die Spirale legen lassen würde, als noch einen einzigen Tag länger die Pille zu nehmen. Die grundsätzliche Verteufelung der Pille verstehe ich aber nicht. Fühlst du dich damit wohl, nimm sie bitte weiter. Für mich war es aber schlicht keine Option mehr. Im Nachhinein kann ich nur sagen: Hätte ich bloß nicht so lange gezögert.

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