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Schwangerschaftsdiabetes: Ursachen, Risiken, Diagnose & Behandlung

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12 min
Schwangerschaftsdiabetes

©Elke Mayr
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Bei Schwangerschaftsdiabetes oder auch Gestationsdiabetes, handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung in der Schwangerschaft, bei welcher der Blutzucker erhöht ist.

Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) besteht, wenn der Blutzucker während der Schwangerschaft bestimmte Werte übersteigt. Bei den meisten Frauen bleiben die Blutzuckerwerte normal. Sie tritt bei ungefähr 5 von 100 Frauen auf. Diese normalisieren sich im Normalfall nach der Geburt wieder. Schwangerschaftsdiabetes besteht nur vorübergehend und verläuft nicht chronisch wie Diabetes.

Die Erkrankung zählt zu den häufigsten Komplikationen, die bei einer Schwangerschaft auftreten können. Wird sie nicht rechtzeitig erkannt und gegengesteuert, können Komplikationen bei der Mutter und beim ungeborenen Kind auftreten. Ebenso kann das Risiko für einige seltene Geburtskomplikationen etwas zunehmen. Eine Umstellung der Ernährung kann dieses aber wieder senken.

Ursachen: Wie entsteht Schwangerschaftsdiabetes?

Im Laufe der verschiedenen Schwangerschaftswochen verändert sich der Stoffwechsel und der Hormonspiegel. Durch das Zusammenwirken verschiedener Hormone wird Zucker langsamer vom Blut in die Körperzellen transportiert, was zu erhöhten Blutzuckerwerten führen kann.

Es kommt zu einer zunehmenden Insulinresistenz, bei der die Zellen schlechter auf das Insulin ansprechen. Dadurch wird der mit der Nahrung aufgenommene Zucker nicht mehr genügend in die Zellen transportiert, und es verbleibt mehr Zucker im Blut.

Um den erhöhten Bedarf an Insulin auszugleichen, produziert die Bauchspeicheldrüse ungefähr ab der 20. Schwangerschaftswoche mehr davon. Kann dieser nicht ausgeglichen werden, steigt der Blutzuckerspiegel zunehmend an und Schwangerschaftsdiabetes entsteht.

Welche Auswirkungen kann Schwangerschaftsdiabetes auf die werdende Mutter und das Kind haben?

Bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes kommen Harnwegsinfekte, Wassereinlagerungen oder Bluthochdruck häufiger vor. Zudem kann es später zu einer höheren Neigung zu Typ-2-Diabetes kommen.

Hohe Blutzuckerwerte bei der Mutter führen zu einem hohen Blutzucker beim ungeborenen Kind. Es kann dadurch zu einer stärkere Insulinproduktion kommen. Diese Überproduktion von Insulin bewirkt oft ein überschießendes Wachstum beim Kind. Bei nicht behandeltem Schwangerschaftsdiabetes werden meist Säuglinge mit einem Gewicht von über 4.000 Gramm auf die Welt gebracht.

Das Risiko für Geburtskomplikationen sowie einem Kaiserschnitt steigen dadurch an. Auch das Risiko einer Frühgeburt oder Totgeburt kann sich dadurch erhöhen.

Sollte eine Schwangerschaftsdiabetes unbehandelt bleiben, kann es nach der Geburt zur Unterzuckerung beim Neugeborenen kommen, sowie einem erhöhten Risiko für Übergewicht und Diabetes im Laufe des späteren Leben des Kindes.

Folgende Anzeichen können auf einen Schwangerschaftsdiabetes hinweisen:

  • Harnwegsinfekte oder Scheidenentzündungen kommen häufig vor, da der Zucker im Urin Bakterien und Pilzen gute Bedingungen zur Vermehrung bietet.

  • gesteigerte Fruchtwassermenge

  • übermäßige Gewichts- und Größenzunahme des Ungeborenen

  • Bluthochdruck

Risikofaktoren

Das österreichische Gesundheitsportal nennt folgende Faktoren, die das Risiko an einer Gestationsdiabetes zu erkranken, erhöhen können:

  • Übergewicht, Fettleibigkeit (Adipositas)

  • Diabetes in der Familie

  • bei einem Alter über 45 Jahre

  • Schwangerschaftsdiabetes bei einer vorangegangenen Schwangerschaft

  • gestörte Glukosetoleranz und/oder erhöhter Nüchternblutzucker größer als 90 mg/dl

  • Glukosurie (Ausscheidung von Glukose im Harn)

  • fetale Fehlbildung in einer früheren Schwangerschaft

  • frühere Geburt eines Kindes mit mehr als 4.500 Gramm Körpergewicht

  • Totgeburt, sowie drei oder mehr Fehlgeburten hintereinander

Sollten bei dir Risikofaktoren für einen Schwangerschaftsdiabetes vorliegen, empfiehlt die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG), den Blutzuckertest schon früher zu machen. Das Gleiche gilt auch für schwangere Frauen, die unter Symptomen leiden, die auf Diabetes hindeuten!

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© Elke Mayr

Diagnose: Zuckertest in der Schwangerschaft

Normalerweise wird ein vorsorglicher Zuckertest bei Schwangeren durch die Gynäkolog:in oder Hausärzt:in gemacht. Dieser ist im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen für jede Schwangere zwischen der 24. und der 28. Schwangerschaftswoche vorgesehen. Mittels einem einmaligen Zuckerbelastungstest wird dann eine Diagnose gestellt.

Zuckerbelastungstest / Oraler Glukosetoleranztest (oGTT)

Die Untersuchung dauert etwas mehr als 2 Stunden und wird morgens durchgeführt. Mittels einer Blutabnahme wird aus der Vene der Nüchternblutzucker bestimmt, denn nur mit einem Blutstropfen aus der Fingerspitze (Kapillarblut) wäre die Messung zu ungenau. Anschließend bekommst du eine glukosehaltige Lösung, die getrunken wird, damit dein Blutzucker ansteigt. Im Normalfall sinkt dieser nach einer gewissen Zeit wieder in den Normalbereich ab. Sollte eine Störung des Zuckerstoffwechsels (Diabetes) vorliegen bleiben jedoch die Werte erhöht.

Um dies festzustellen werden noch zwei weitere Blutabnahmen vorgenommen, eine Stunde danach und nach einer weiteren Stunde. In der Wartezeit zwischen den Blutabnahmen darfst du weder essen noch trinken.

Bei welchen Werten hast du eine Schwangerschaftsdiabetes?

Diese wird festgestellt, wenn der Nüchternblutzuckerwert mehr als 92 mg/dl beträgt, der Ein-Stunden-Wert mehr als 180 mg/dl ist oder der Zwei-Stunden-Wert über 153 mg/dl liegt.

Bei welchen Werten hast du eine Schwangerschaftsdiabetes?

Diese wird festgestellt, wenn der Nüchternblutzuckerwert mehr als 92 mg/dl beträgt, der Ein-Stunden-Wert mehr als 180 mg/dl ist oder der Zwei-Stunden-Wert über 153 mg/dl liegt.

Schwangerschaftsdiabetes vorbeugen

Die Zuckererkrankung lässt sich vorbeugen, indem bestimmte Risikofaktoren, die den Blutzucker erhöhen, durch eine Lebensumstellung vermieden werden. Dazu gehört vor allem eine abwechslungsreiche sowie gesunde Ernährung und genügend Bewegung.

Ernährung in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft besteht ab dem 2. Drittel (13. – 27. Schwangerschaftswoche) ein erhöhter Kalorienbedarf um 250 kcal/Tag. Im 3. Schwangerschaftsdrittel (ab der 28. Schwangerschaftswoche) wird eine weitere Steigerung um 250 kcal auf insgesamt 500 kcal empfohlen. Die tägliche "normale" Kalorienzufuhr kann mit einem Kalorienrechner überprüft werden.

Empfohlen werden von der AGES vor allem gesunde Lebensmittel, die reich an Nährstoffen sind, wie Gemüse und (Vollkorn-)Getreideprodukte. Der zusätzliche Energiebedarf wird ab der 13. Schwangerschaftswoche am besten durch Extraportionen Obst oder Gemüse, Getreide oder Erdäpfel gedeckt. Zudem kommt es auch zu einem erhöhten Eiweißbedarf. Eine Extraportion Milchprodukte oder eine Portion Fisch, mageres Fleisch oder ein zusätzliches Ei reichen aus.

➠ Hier findest du Tipps für vegetarische Proteinquellen.

Ab der 28. SSW steigt der Energiebedarf noch etwas weiter an, eine Extraportion gesundes Pflanzenöl oder Nüsse/Samen sorgen für die notwendige zusätzliche Energie.

➠ In folgendem Artikel erfährst du mehr über die Ernährungspyramide für Schwangere!

Gesunde Ernährung und Bewegung

Da Kohlenhydrate den Blutzucker erhöhen, wird Schwangeren mit den oben genannten Risikofaktoren meist dazu geraten, diese stark zu reduzieren. Stattdessen sollten ausreichend Ballaststoffe auf dem Plan stehen. Zudem sollte besonders auf die Ernährung, sowie ausreichend Bewegung (Fitness) geachtet werden.

An einer finnischen Studie von 2016 nahmen 293 Frauen teil, mit einem Body-Mass-Index über 30 kg/m2 (Adipositas) oder die bereits in einer früheren Schwangerschaft Gestationsdiabetes hatten. Sie zählen mit den beiden Faktoren zu der Hochrisiko-Gruppe für Schwangerschaftsdiabetes.

Die eine Hälfte der Teilnehmerinnen erhielt Informationsmaterialien über einen gesunden Lebensstil, die andere Gruppe bekam eine persönliche Beratung.
Die Frauen wurden so über eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Obst sowie über die Vermeidung von kohlenhydratreichen Lebensmitteln aufgeklärt. Zusätzlich wurden ihnen 150 Minuten Sport pro Woche empfohlen. Körperliche Aktivität senkt den Blutzuckerspiegel, da die Muskeln Glukose als Treibstoff verbrauchen.

Nur 13,9 % der Frauen, die ein persönliches Lifestyle-Coaching für die Schwangerschaft erhielten, entwickelten einen Gestationsdiabetes - in der Vergleichsgruppe waren es 21,6 %. Die Ergebnisse zeigen, dass richtige Beratung und Coaching, die Häufigkeit von Schwangerschaftsdiabetes um 39 % senken kann.

Mit Supplementen bei erhöhtem Risiko vorbeugen

Eine Studie von 2020 zeigt, dass Myoinosit plus Folsäure die Wahrscheinlichkeit von Schwangerschaftsdiabetes bei übergewichtigen Frauen verringern kann. Die Nahrungsergänzung wurde ab dem ersten Trimester bis zum Ende der Schwangerschaft gegeben.

Behandlung und Ernährungsplan bei Schwangerschaftsdiabetes

Das erste nach der Schwangerschaftsdiabetes-Diagnose ist eine Umstellung der Lebensgewohnheiten. Ein angepasster Ernährungsstil und ein gesundes erhöhtes Bewegungspensum, sofern es die Schwangerschaft zulässt, sind in den meisten Fällen ausreichend, um den Blutzuckerspiegel zu normalisieren. Sollte dies doch nicht ausreichen, kann das Spritzen von Insulin notwendig werden. Diese wird von der Schwangeren dann selbst unter die Haut gespritzt.

Ernährungsberater:innen, Frauenärzt:innen oder Hebammen bieten spezielle Programme und Schulungen an. Betroffene lernen dabei außerdem, wie sie ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig selbst messen und kontrollieren.

Bewegung

Ein täglicher schneller 30-minütiger Spaziergang, moderates Krafttraining sowie Aerobic und Schwimmen werden oft den betroffenen Schwangeren empfohlen. Die regelmäßige körperliche Aktivität hilft nicht nur den Blutzuckerspiegel zu senken, sondern auch das Risiko für eine später einen Typ-2-Diabetes zu verringern. Dies wirkt sich auch positiv auf das Geburtsgewicht des Kindes aus.

Ernährung

Die tägliche Ernährung sollte aus ungefähr 40 - 50 % Kohlenhydrate, 30 - 35 % Fett und 20 % Eiweiß bestehen. Schnell resorbierbare Kohlenhydrate wie Ein- und Zweifachzucker, Haushaltszucker, Milchzucker oder ähnliches sollten vermieden werden. Besser sind ein hoher Ballaststoffanteil in Form von vollwertigen Getreideprodukten.

Einen individuellen Plan für die Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes, der genau auf dich abgestimmt ist, lässt du dir am besten von einer Ernährungsberater:in erstellen!

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© Elke Mayr
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