
Diese Persönlichkeiten werden Österreich in diesem Jahr prägen – eine von ihnen hat bereits zu Beginn gehörig für Diskussionen gesorgt.
Beate Meinl-Reisinger


Für ihre Prinzipien verzichtete die NEOS-Chefin aufs Regieren
© Konstantin ReyerEine Frau, die das Land bereits in den ersten Wochen des neuen Jahres maßgeblich beeinflusste, ist NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger. Dass sie als Parteivorsitzende die Koalitionsgespräche mit SPÖ und ÖVP abbrach, fanden dabei nicht alle held:innenhaft. Im Gegenteil: Kritiker:innen warfen Meinl-Reisinger vor, unverantwortlich gehandelt zu haben. Hat die 46-jährige Spitzenpolitikerin Österreich im Stich gelassen oder vielmehr Rückgrat bewiesen, um ihren politischen und persönlichen Werten treu zu bleiben? "Politik ist kein Selbstzweck", daran erinnert sie seit der großen Pressekonferenz am 3. Jänner immer wieder. Vielleicht auch sich selbst? "Mehr als nur das Nötige zu schaffen und dafür weiter als nur eine Regierungsperiode zu denken", sei jedenfalls ihre Voraussetzung für eine Koalition gewesen, erklärte Meinl-Reisinger. Gescheitert seien daran die zwei Großparteien. Dass größere Kompromisse für die NEOS in einer Regierung unumgänglich gewesen wären, lag von Anfang an auf der Hand – bei der NRW Ende September hatte die Partei neun Prozent erreicht. Ob es der Politikerin aus der Opposition besser gelingen wird, ihre Agenden zu verfolgen, wird sich zeigen. Zumindest für ihren Kernbereich, die Bildung, zeigte sich Meinl-Reisinger optimistisch.
Thea Ehre


Die Schauspielerin engagiert sich für diverse Geschichten im TV
© IMAGO/Avalon.redMit der Karriere der 24-Jährigen geht es steil bergauf. 2023 wurde Thea Ehre für ihre Rolle als transsexuelle Leni im Kinofilm "Bis ans Ende der Nacht" bei der Berlinale ausgezeichnet. 2024 übernahm sie die Rolle der Forensikerin Paula Rinck im Kieler "Tatort": "Cool, dass die Figur selbst im Vordergrund steht und sich hier nicht die Frage nach einer trans oder cis Rollenbesetzung gestellt hat." Die gebürtige Oberösterreicherin ist froh, dass die Branche in Bewegung ist: "Allerdings gibt es noch viel Aufholbedarf." Man solle dem Publikum mehr zutrauen, findet sie. Trans Geschichten oder allgemein Filme, in denen trans Rollen vorkommen, werden immer noch sehr klischeebehaftet erzählt, ärgert sich Ehre: "Es muss nicht immer eine ‚Verwandlung‘ oder ‚Metamorphose‘ stattfinden, und man muss die Menschen auch nicht jedes Mal als höchst traumatisiert erzählen. Medien beeinflussen unseren Blick auf andere immens und konstruieren somit eine ‚Wahrheit‘, die gar nicht so ist." Ehre fordert Politiker:innen auf, Antidiskriminierungsgesetze zu verschärfen und Bildungsprogramme umzusetzen, die helfen, die Vielfalt als Stärke zu fördern und Vorurteile abzubauen. 2025 soll Schluss sein mit "Intoleranz und Oberflächlichkeiten". Die Kreative würde sich wünschen, dass sich Filmschaffende mehr Zeit nehmen, queere Schauspieler:innen wirklich kennenzulernen, und "keine Angst davor haben, Fragen zu stellen, bereit sind, voneinander zu lernen. Im Grunde gilt das für jede:n von uns." Was die Welt noch viel mehr braucht? Ehre muss für die Antwort nicht lange überlegen: "Den Wunsch, in der realen Welt wieder aufeinander zuzugehen."
Edeltraud Stiftinger


Die Vizegouverneurin nimmt Einfluss auf die Stabilität am Finanzmarkt
© Evelyn LynamSeit 1. Dezember ist Stiftinger Vizegouverneurin der OeNB und damit seit rund 20 Jahren die erste Frau im Top-Management. Für die Innovationsexpertin ein "Weckruf", denn sie findet es essenziell, dass nach so langer Zeit wieder eine Frau Einzug in das oberste Führungsgremium der heimischen Währungshüter hält. 2025 möchte die Wirtschaftswissenschafterin dazu beitragen, die Arbeit der OeNB noch verständlicher und zugänglicher zu machen. "Viele wissen nicht, wie eng unsere Arbeit mit ihrem Alltag verbunden ist. Die Nationalbank wacht unter anderem über die Stabilität der Preise", erklärt sie. Aber auch die Finanzbildung bei Frauen ist Stiftinger ein großes Anliegen, denn finanzielle Unabhängigkeit ist ein wesentlicher Schritt zu Gleichberechtigung und Selbstbestimmung, betont sie. "Ich werde darauf pochen, dass Frauen auch in der Finanzwelt in Führungspositionen gezielt gefördert werden. Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder, um etwas zu verändern, und ich hoffe, mit meinem Weg andere Frauen zu ermutigen."
Nana Mandl
Die 33-jährige Grazerin gilt als Rising Star der Kunstszene. Zuletzt war Mandl auf Platz drei im Trend-Ranking "Junge Szene" vertreten und wurde mit dem Strabag Art Award 2024 ausgezeichnet. "Ich durfte letztes Jahr viel Rückenwind genießen. Die Konzentration auf meine Arbeit hat mir persönlich wie beruflich sehr gutgetan", so die Aufsteigerin. 2025 möchte die Kreative noch fokussierter arbeiten. Ab 31. Jänner stellt sie ihre textilen Collagen im Strabag-Kunstforum aus. "Ich sehe meine Verantwortung als Künstlerin darin, alle Aspekte des Lebens, die ich für wichtig erachte, sichtbar zu machen." Mandl fordert ein radikales gesellschaftliches Umdenken: "Ich möchte die uneingeschränkte Anerkennung der Leistungen von Frauen*. Damit meine ich vor allem die unbezahlte, reproduktive Arbeit, die emotionale Arbeit im Zwischenmenschlichen und die familiäre Organisationslast", betont Mandl. Und: "Wir sind nicht von Natur aus dazu bestimmt, Kinder zur Welt zu bringen, für andere mitzudenken, die emotionale Balance unserer Partner:innen zu regulieren oder unsere Schwiegereltern zu pflegen. All dies braucht mehr Wertschätzung." Mandl will mit ihrer Arbeit jungen Frauen Mut machen, ihre Träume zu verfolgen, an sich zu glauben und sich nicht schwächen zu lassen von den Ungerechtigkeiten des Patriarchats. Ihre Message: "Wenn wir den Blick auf unsere Privilegien und Ressourcen richten, wird vieles möglich, was wir zuvor für undenkbar hielten."
Laura Wiesböck
Für ihre Arbeit wurde die 37-jährige promovierte Soziologin bereits mehrfach ausgezeichnet, zuletzt 2024 mit dem Forschungspreis der Stadt Wien. Wiesböck leitet die Gruppe "Digitalisierung und soziale Transformation" am Institut für Höhere Studien. Am 28. Jänner erscheint ihr neues Buch "Digitale Diagnosen" (Zsolnay Verlag), in dem sich die renommierte Wissenschafterin mit dem Thema psychische Gesundheit als Social-Media-Trend befasst. "Es ist wichtig, die gängigen Narrative von Mental Health, Self Care, Trauma oder Healing bewusst zu hinterfragen", erklärt Wiesböck ihren Ansatz. Sie weist darauf hin, dass im Namen der Enttabuisierung psychischer Krankheiten auch Schäden für psychisch Erkrankte angerichtet werden können. Etwa wenn "Schüchternheit plötzlich als krankhafte Sozialphobie gilt und dadurch das existenzielle Leiden tatsächlich Betroffener verharmlost wird. Die Liste ist lang." Die Publizistin setzt sich für das Aushalten emotionaler Ambivalenzen ein und fordert, unangenehme Gefühle, Handlungsweisen, Erfahrungen oder auch Personen weniger zu pathologisieren und wegzuoptimieren. Stattdessen müssen wir uns für politische und soziale Rahmenbedingungen einsetzen, in denen diese Emotionen als gesunder Teil des menschlichen Lebens akzeptiert werden: "Psychische Gesundheit bedeutet nicht, ständig leistungsfähig und ausgeglichen zu sein, sondern die gesamte Bandbreite menschlicher Emotionen und Konflikte wahrnehmen und aushalten zu können."
Maimuna Mosser


Als Country Director von Google Austria wird sie das Land KI-fit machen
© Wieland"2025 ist das Jahr, in dem künstliche Intelligenz für viele einen spürbaren Nutzen haben wird", ist Mosser überzeugt. Als Country Director von Google Austria setzt sie weitere Schritte in Richtung digitale Transformation: "Privatpersonen werden die Google-KI bei der Nutzung unserer Produkte kennenlernen. Unternehmen werden bei der Nutzung unserer Werbe- oder Cloud-Suites von KI profitieren." Generell gehe es weg vom "Wow", hin zum "How" – "genau deshalb bieten wir bei unseren Upskilling-Angeboten verstärkt Schulungen im Bereich KI an". Darüber hinaus setzt sich Mosser in ihrer wirtschaftlichen Spitzenfunktion nicht nur unternehmensintern für Female Empowerment ein: Gemeinsam mit Partnern wie dem Leadership- Netzwerk "the female factor" erarbeitet sie Programme für Chancengleichheit und Weiterbildung. "Ich werde mich noch stärker für Diversität und Inklusion einsetzen", kündigt sie an. Als Länderchefin will sie für Frauen in Österreich ein Vorbild sein.
Carmen Possnig


Die Reserveastronautin möchte Österreich im Weltraum vertreten
© Matt Observe, Matt ObserveBald wird es ernst für die gebürtige Klagenfurterin. Die Medizinerin, die seit November 2022 Mitglied der Astronautenreserve der Europäischen Weltraumorganisation ESA ist, startet Anfang 2025 als einzige Österreicherin ihr Training im Europäischen Astronautenzentrum (EAC): "Das ist die Grundausbildung, um an einer Mission teilnehmen zu können", erklärt Possnig. "Es geht viel um menschliche Biologie im Weltraum, um Psychologie und um Teamdynamiken in so einer extremen Umgebung." Trainiert wird auch unter Wasser – "in einem riesigen Pool, in dem Teile der Internationalen Raumstation versenkt wurden." Auf diese Weise können Weltraumspaziergänge imitiert werden. Ob Possnig tatsächlich bald ins All fliegen wird, sei vor allem eine politische Entscheidung: "Das Land muss quasi für den Platz zahlen, kann dann aber auch das ganze Wissenschafts-, Technologie- und Outreach-Programm zusammenstellen."
Susanne Schnabl
Seit 12. Jänner holt die promovierte Politologin für "Das Gespräch" (sonntags um 22:10 Uhr) Entscheidungsträger:innen, Politiker:innen sowie Journalist:innen vor die Kamera und diskutiert mit ihnen aktuelle Themen. Eine große Herausforderung in dieser angespannten Zeit. Dementsprechend möchte die gebürtige Kärntnerin ihren Fokus auf die Gespräche legen. Wichtig ist der Journalistin, die seit über 20 Jahren beim ORF ist, die "unterschiedlichen Töne und Meinungen, die sich entlang der Fakten ergeben", herauszuarbeiten. "Die Welt befindet sich im Umbruch. Im Großen wie im Kleinen, vor unserer Haustür, in unserem Alltag. Allein die Menge an Pushnachrichten erdrückt einen manchmal. Daher ist es mir ein Anliegen, das Big Picture herauszuarbeiten, zu besprechen. Am Ende wissen die Zuseher:innen hoffentlich mehr darüber, wie Politik funktioniert oder eben nicht, haben neue Perspektiven gewonnen oder sind in ihrer Meinung bestärkt." Natürlich sei ihr klar, dass politische Debatten je nach Themen und Gästen stark polarisieren. Eine Verantwortung, der sich Schnabl gewachsen fühlt: "Ich mache, wie schon in den zwölf Jahren davor im ‚Report‘, einfach meinen Job: fragen, nachfragen, einordnen, Kontext, Fakten liefern, damit sich das Publikum ein eigenes Bild machen kann. Je mehr Fakten, Meinungen, Betrachtungen am Tisch liegen, desto besser." Die Chancen von "Das Gespräch" sieht sie vor allem in der inhaltlichen Tiefe: "Ich bin davon überzeugt, dass es gerade im Social-Media-Zeitalter mehr denn je Bedarf nach Gesprächen mit Tiefe, Würze und auch Humor gibt."
Caroline Nwafor


Setzt sich beim Klima- und Energiefonds für gerechte Lösungen ein
© Josef Krpelan"Die Energiewende wird nur gelingen, wenn sich alle Menschen die damit verbundenen Umstellungen auch leisten können. Das gilt ganz besonders für Haushalte mit niedrigem Einkommen", weiß Nwafor. Im neuen Jahr ist ihre Arbeit als Leiterin der Koordinierungsstelle für die Bekämpfung von Energiearmut (kea) des Klima- und Energiefonds essenziell, denn "2025 werden viele Haushalte höhere Energierechnungen zu stemmen haben, weil die Stromkostenbremse ausläuft und die Netztarife steigen werden." Um dem entgegenzuwirken, arbeiten die ehemalige Leistungssportlerin und ihr Team landesweit mit Expert:innen "aus den Bereichen Energie, Wohnen, Soziales und Klimaschutz" zusammen. "Das Forum sorgt für eine gute Abstimmung zwischen Gebietskörperschaften, Behörden, sozialen Organisationen, Energieversorgungsunternehmen und anderen Akteur:innen." Dafür brauche es Gelassenheit, aber auch einen langen Atem. Die Managerin ist dennoch überzeugt: "Wir haben damit eine solide Grundlage für die koordinierte Bekämpfung von Energiearmut geschaffen."
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Über die Autor:innen

Nina Horcher
Nina schreibt für WOMAN für das Ressort Porträts & Reportagen.

Angelika Strobl
Angelika schreibt für WOMAN für das Ressort Porträts & Reportagen.

Andrea Wipplinger-Penz
Andrea schreibt für WOMAN für das Ressort Porträts & Reportagen.