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Mikropille: Wie wirkt die niedrig dosierte Kombinationspille?

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Mikropille: Wie wirkt die niedrig dosierte Kombinationspille?

Mikropille: Wie wirkt die niedrig dosierte Kombinationspille?

©Elke Mayr
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Wer auf der Suche nach einem Verhütungsmittel ist, bekommt in der Regel erst einmal die (Mikro-)Pille vorgeschlagen. Was zunächst einfach und schnell wirkt, stellt letztendlich den gesamten Hormonhaushalt auf den Kopf. Worum es sich bei dieser Art von Anti-Baby-Pille handelt und was es dringend zu beachten gilt - ein Überblick.

Minipille, Kombinationspille, Anti-Baby-Pille, Pille danach ... die Liste ist lang. Wer die Pille nimmt oder in nächster Zeit damit anfangen möchte, sollte sich lieber über alle verschiedenen Varianten informieren. Wenn von "der Pille" die Rede ist, so handelt es sich in den meisten Fällen um die Weiterentwicklung der klassischen Verhütungspille: Die Mikropille ist eine Kombinationspille mit vergleichsweise geringem Östrogengehalt.

Was genau versteht sich unter der (Mikro-)Pille?

Was einst nur dazu diente, Schwangerschaften zu verhindern, ist mittlerweile fast schon als "Lifestyle-Medikament" bekannt: Die Anti-Baby-Pille wird zwar primär als Verhütungsmethode herangezogen, kann gleichzeitig jedoch auch Hautunreinheiten und Menstruationsbeschwerden lindern. Um sie nutzen zu können, muss ein Rezept ausgestellt werden. Wichtig: In Österreich übernimmt die Krankenkasse keine Kosten für Verhütungsmittel! Eine Pillenpackung kostet in der Apotheke dementsprechend je nach Hersteller und Variante zwischen 4€ und 15€ pro Monat.

Wie der Begriff "Kombinationspille" verrät, werden bei der Mikropille zwei Hormone miteinander kombiniert - das Schwangerschaftshormon Gestagen (Progesteron) und das Follikelhormon Östrogen. Dabei beinhalten fast alle Mikropillen das Östrogen Ethinylestradiol. Die Art des Gestagens hingegen kann variieren! Was die Mikropille von der regulären Anti-Baby-Pille unterscheidet, ist der Östrogenanteil. Wenn dieser unter 50µg (Mikrogramm) pro Dragee liegt, darf von der Mikropille gesprochen werden. Bei den meisten Präparaten sind circa 20µg bis 30µg Östrogen enthalten.

Insgesamt gibt es bei Kombinationspillen - und somit auch der Mikropille - zwei verschiedene Arten: Einphasenpräparate enthalten in jeder Pille dieselbe Menge an Hormonen und können in beliebiger Reihenfolge eingenommen werden. Zwei- und Dreiphasenpräparate hingegen weisen in den jeweiligen Zyklusphasen unterschiedliche Hormondosierungen auf. Im Umkehrschluss ist jede Pille einem bestimmten Tag zugeordnet. Wieso? Um möglichst nah an den natürlichen Menstruationszyklus heranzukommen!

Wo liegt der Unterschied zu anderen Pillen?

Mit "anderen Pillen" ist hier vor allem die Minipille gemeint: Dies ist ein Verhütungsmittel, bei dem komplett auf Östrogen verzichtet wird. Sie kommt dann infrage, wenn beispielsweise eine Allergie oder Unverträglichkeit vorliegt. Bei der Pille danach handelt es sich um - der Name verrät es bereits - eine Pille, die nach dem Geschlechtsverkehr genommen wird, beispielsweise wenn das Kondom gerissen ist. Das Besondere an ihr: In Westeuropa braucht man aufgrund der Notfallsituation kein Rezept.

Allgemein lassen sich alle Anti-Baby-Pillen - ähnlich wie wir Menschen - in vier Generationen einordnen: Während Pillen der 1. und 2. Generation die Gestagene Levonorgestrel oder Norgestimat enthalten, ist die 3. und 4. Generation eine Kombination aus einem Östrogen und einem der Gestagene Desogestrel, Dienogest, Gestoden oder Drospirenon.

Ein bisschen Geschichte: Wer hat die Mikropille erfunden?

Die Idee einer hormonellen Verhütung gab es bereits im Jahr 1919 - zuvor existierten eher ziemlich verrückte Alternativen: Männern wurde empfohlen, ihren Penis mit Essig einzureiben und Frauen richteten sich nach der Kalendermethode. Ein Glück, dass Margaret Sanger, Katharina McCormick, Gregory Pincus und Carl Djerassi in den 1960er-Jahren die allererste Anti-Baby-Pille entwickelten und auf den Markt brachten!

Der Witz dabei: Was wir heute als Verhütungsmittel kennen, sollte zu Beginn primär Menstruationsbeschwerden lindern! Auch war es anfangs nur verheirateten Mehrfachmüttern gestattet, die Pille einzunehmen. Diese wurde in Österreich erstmals im Mai 1962 zur Zulassung angemeldet.

Wie lässt sich die Wirkweise erklären?

Die Mikropille - um direkt mit der Tür ins Haus zu fallen - sorgt dafür, dass der natürliche Menstruationszyklus außer Kraft gesetzt wird. Beiden enthaltenen Hormonen wird eine wichtige Aufgabe zugetragen: Das künstlich hergestellte Östrogen verhindert die Reifung der Eizelle und dadurch auch den letztendlichen Eisprung. Kein Wunder, dass das Hormon auch als Ovulationshemmer bekannt ist!

Gestagene hingegen verdicken den Gebärmutterhalskanal so sehr, dass keine Spermien mehr eindringen können. Keine Befruchtung bedeutet keine Schwangerschaft! Sollte doch der unwahrscheinliche Fall eintreten und ein Ei befruchtet werden, kann sich dieses nicht einnisten: Durch die Pilleneinnahme wird die Gebärmutterschleimhaut zu stark verändert und reduziert.

Das Ende vom Lied? Die Mikropille ist unglaublich sicher! Der Pearl-Index - das ist ein Maß für die Zuverlässigkeit unterschiedlicher Verhütungsmethoden - dieses Präparates liegt bei 0,1 bis 0,9. Cool ... und was bedeutet das? Man muss es sich so vorstellen: 0,1 würde bedeuten, dass von 1000 Nutzer:innen, die ein Jahr lang mit der Mikropille verhütet haben, eine schwanger wird.

Gibt es gewisse Dinge, die man bei der Einnahme beachten sollte?

Ja, die gibt es! Bei erstmaliger Anwendung wird die Mikropille am ersten Tag der natürlichen Menstruationsblutung genommen. Ab da an ist eine tägliche Einnahme vorgesehen - 21 Tage lang, woraufhin eine Pause von 7 Tagen folgt. Der Empfängnisschutz ist ab Tag 1 gegeben. Die Uhrzeit, in der du die Pille zu dir nimmst, spielt tendenziell keine Rolle. Wichtig ist einzig und allein, dass es stets dieselbe Uhrzeit plus/minus maximal vier Stunden ist. Tipp: Stell' dir einen Pillenwecker in deinem Handy!

Weil es absolut menschlich ist, Dinge zu vergessen, kann es auch dazu kommen, die Pilleneinnahme zu versäumen. Don't worry! Die Panik ist meist unbegründet. Sollte die ursprüngliche Uhrzeit noch keine zwölf Stunden zurückliegen, kannst du die Einnahme der Mikropille einfach nachholen. Sind die zwölf Stunden jedoch bereits vergangen, so hängt das Risiko einer Schwangerschaft davon ab, in welcher Zyklusphase man sich momentan befindet. An sich gilt immer: Lieber einmal mehr zum:zur Arzt oder Ärztin gehen und doppelt verhüten.

Falls ihr Magen-Darm-Beschwerden aufweist oder Antibiotika einnehmen müsst, ist Vorsicht geboten: Manche Medikamente können die Wirksamkeit der Mikropille reduzieren. Wer diese außerdem direkt wieder ausscheidet - egal auf welche Weise - hat keinen vollkommenen Schutz mehr. Greift daher auch hier wieder zu zusätzlichem Schutz wie einem Kondom oder der Pille danach.

Nebenwirkungen, die jede:r kennen sollte

Um die Nebenwirkungen kommt man meist leider nicht herum. Das bedeutet aber nie, dass sie bei allen gleich ausfallen müssen - manche spüren auch gar keine negativen Effekte. Vor folgenden Nebenwirkungen wird zumindest gewarnt:

  • Übelkeit und Erbrechen

  • Gewichtszunahme

  • sexuelle Lustlosigkeit

  • Zwischenblutungen

  • Spannungsgefühl in den Brüsten

  • Veränderung von Blutdruck und Blutgerinnerung

  • Thromboserisiko

  • Kopfschmerzen

  • Herz- und Kreislaufprobleme

  • Depression und Suizidgedanken

Letzteres richtet sich an Personen, die sowieso von depressiven Phasen geplagt sind. Es kann durchaus passieren, dass diese ab Einnahme der Mikropille vermehrt vorkommen - dabei handelt es sich aber um Hinweise, statt Beweise. Ferner hat die internationale Krebsforschungsagentur bewiesen, dass das Brustkrebsrisiko in Kombination mit der Pille enorm steigt.

Für diese Personengruppen ist die Mikropille eher nicht empfehlenswert

Das Offensichtliche zuerst: Personen, die sowieso gesundheitlich angeschlagen sind, sollten lieber nicht zur Mikropille greifen! Dasselbe gilt für Konsument:innen mit bereits bestehendem Thromboserisiko, Krebspatient:innen und Vorerkrankungen wie Schlaganfällen.

Allgemein wird empfohlen, um die sechs Monate abzuwarten. Es kann durchaus sein, dass der Körper anfangs nicht positiv auf die Hormonkonzentration reagiert. Dies sollte sich allerdings nach einem halben Jahr eingependelt haben. Falls die Beschwerden nicht abnehmen, stellt es absolut kein Problem dar, ein anderes Präparat auszuprobieren.

Darum macht es Sinn, zu diesem Verhütungsmittel zu greifen

Hach, die Mikropille. Segen und Fluch zugleich! Obwohl sie einige - und vor allem schwerwiegende - Nebenwirkungen aufweist, hat sie auch gute Seiten. Abgesehen davon, dass man auf den Tag genau weiß, wann die nächste Blutung eintritt, gibt es noch weitere positive Aspekte: Nicht alle Menstruierenden sind von Unterbauchkrämpfen geplagt. Die, die sie kennen, stimmen mir sicherlich zu, dass es kaum schlimmere Schmerzen gibt! Mithilfe der (Mikro-)Pille kann die Blutungsdauer- und Blutungsstärke verringert werden. Besonders Endometriose-Patient:innen profitieren von der Einnahme.

Hinzukommt, dass manche Pillen extra für die Verbesserung von Hautunreinheiten oder Akne herangezogen werden können. Wer sich dafür entscheidet, muss aber wissen, dass sich das Hautbild nach dem Absetzen der Mikropille wieder verschlechtern kann!

Während die Pille - wie bereits erwähnt - das Risiko für Brustkrebs steigen lässt, senkt sie hingegen das Risiko für gutartige Zysten in Brust und Eierstöcken, Eierstock- und Gebärmutterkrebs, Eierstockentzündungen, Eileiterschwangerschaften, Osteoporose, Blutarmut (Anämie) und Genitalinfektionen.

Kann man die Mikropille durchnehmen?

Klare Antwort: Ja! Falls ihr euch Sorgen macht, dass das nicht natürlich ist, hab' ich eine kleine Überraschung für euch ... eure Pillenpause ist nämlich genauso unnatürlich. Hä? Ganz easy: Das Blut, welches während der Pause fließt, hat genau 0,0% mit der natürliche Menstruation zu tun. Stattdessen handelt es sich um eine - genau genommen sogar total überflüssige - Abbruchblutung. Diese wurde vor Jahrzehnten nur eingeführt, um eine Natürlichkeit vorzutäuschen. Die Tabletten, welche du während der Pillenpause zu dir nimmst, bestehen aus Zucker und dienen lediglich der Erinnerung.

Genau deswegen ist es sogar schon empfehlenswert, sich für einen Langzyklus zu entscheiden! Hier wird die monatliche Pillenpause übersprungen und erst nach einem sechs-, neun- oder zwölfwöchigen Rhythmus eingelegt. Wie immer: Vorab bitte mit dem:der Gynäkolog:in absprechen!

Wenn der Langzyklus nicht zusagt oder nur ein einmaliges Verschieben der Mikropille angestrebt wird - beispielsweise aufgrund eines geplanten Badeurlaubs - kann einfach ohne Pillenpause direkt mit dem nächsten Blister weitermachen. Die 7-tägige Pause wird dadurch um 21 Tage nach hinten verlegt.

Was passiert, wenn man die Mikropille absetzt?

Manche Personen hören auf die Mikropille zu nehmen, sobald ihre Wechseljahre eintreffen, andere wollen auf hormonfreie Verhütungsmittel umsteigen und wiederum andere Konsument:innen haben vor, schwanger zu werden. Egal, was letztendlich der Grund ist: Euer Körper wird sehr mitgenommen und der Hormonhaushalt komplett durcheinander sein.

Bitte erwartet nicht, dass direkt alles wie früher ist. Nachdem ich die Mikropille abgesetzt habe, hat es ungefähr ein Jahr gedauert, bis sich mein Menstruationszyklus wieder eingependelt hat. Hinzukommen - das muss jedoch selbstverständlich nicht auf jede:n zutreffen - Gewichtsschwankungen, Depressionen und Haarausfall. Aber ... erinnert ihr euch noch an die sexuelle Unlust bei den Nebenwirkungen? Der Spieß wird jetzt umgedreht: Eure Libido kann - ich drücke euch wirklich die Daumen - wieder steigen!

Das Fazit der Mikropille? Da gehen die Meinungen auseinander. Ich würde behaupten, dass jede:r individuell ausprobieren sollte, womit er:sie am besten klarkommt. Davon abgesehen ist es immer notwendig, vorab Expert:innen aufzusuchen. Deren Meinung in Kombination mit euren Vorstellungen wird bestimmt zur optimalen Verhütungsmethode führen. I'm sure!

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