"Das muss jetzt alles weg da unten, keine Frage", war die einhellige Meinung, als sich Regina nach 14-jähriger Beziehung trennte und ihr Leben neu strukturierte. "Mein Umfeld hat auf einmal davon angefangen", erzählt die 33-Jährige. Also hat sie ihren Intimbereich das erste Mal komplett rasiert, "weil das offensichtlich gesellschaftlicher Trend ist". Doch ist es das wirklich? WOMAN hat Männer und Frauen befragt und die unterschiedlichsten Antworten bekommen. Ein Trend ist aber auszumachen: Auf ungehemmtes Wachstum stehen beide Geschlechter nicht wirklich. Zwischen Bikinizone und Hollywood-Cut ist allerdings alles okay. Inzwischen hat Regina eine neue Beziehung, und irgendwann wurde auch über den intimen Kahlschlag gesprochen. "Da hat sich herausgestellt, dass mein Freund Haare eigentlich ganz gut findet, und inzwischen mache ich das nach Lust und Laune, mal alles weg und dann wieder nur ein bisschen getrimmt."
Freie Bahn.
Seit ungefähr 15 Jahren hat sich die Intimrasur bei uns gesellschaftlich durchgesetzt, wie Frauenärztin Dr. Farideh Euller bestätigt. Doch obwohl uns das Thema als ein vergleichsweise junges erscheint immerhin ging die sexuelle Befreiung der späten 1960er- und 1970er-Jahre noch mit dem vollen Wachstum Hand in Hand , ist es uralt und folgte immer wieder modischen Veränderungen. Bereits im alten Ägypten galt der freie Venushügel als Schönheitsideal, ebenso wie bei Griechen und Römern. Auch in vielen indigenen Kulturen entfernten die Frauen die Schamhaare, wie aus alten Schriften überliefert ist. Im Judentum und im Islam ist die Intimrasur (bei Männern und Frauen) sogar ein religiöses Gebot. Auch für das Mittelalter und die frühe Neuzeit im christlichen Europa ist die Entfernung der Haare überliefert, aber es ist nicht klar, wie verbreitet sie tatsächlich war. Wahrscheinlich war es eine in adeligen Kreisen gängige Praxis. Heute rasiert oder trimmt ungefähr die Hälfte der Weltbevölkerung die Körperbehaarung. Sogar unter Feministinnen ist man sich nicht ganz einig. Während in der feministischen Frauenzeitschrift Emma die Britin Caitlin Moran im Herbst 2012 "Schluss mit dem Schamhaarterror" forderte und für volles Wachstum plädierte, beschwert sich eine Leserin, sie habe es satt, dass sie sich als Feministin anscheinend für Intimrasur rechtfertigen müsse.
Pflege.
Warum es Schamhaar überhaupt gibt, darüber sind sich Fachleute nicht ganz einig. Ursprünglich hatte es wohl eine gewisse Schutzfunktion. Dazu kommt, dass es die Sexualduftstoffe von Männern und Frauen verstärken soll. Der Hauptgrund fuür die Entfernung ist dagegen klar: bessere Hygiene. Zu Zeiten, als fließendes Wasser nicht der Normalzustand war, konnte man den Intimbereich ohne Haare einfach leichter reinigen. Und zunehmend spielen ästhetische Gruünde dafür eine Rolle. Für die 31-jährige Vera etwa ist das Trimmen die Voraussetzung für einen gepflegten Intimbereich. Sie entfernt komplett, seit die ersten Haare sprießen. Ähnlich sieht das Kim. Die 34-Jährige rasiert, seit sie 16 ist, mittlerweile bevorzugt sie Brazilian Waxing, das ist effizienter. Auch Hannah, 38, erzählt, dass sie sich ohne rasieren ungepflegt fühlen würde. "Mit 20 wäre ich nicht auf die Idee gekommen. Aber das Bewusstsein für Körperpflege nimmt einfach zu." Allerdings muss für sie ein bisschen etwas bleiben: "Ganz ohne Haare würde mich an Sex mit Minderjährigen erinnern."
Spaß im Bett.
Auch die meisten Männer bevorzugen zumindest eine Teilrasur bei ihren Partnerinnen. "Das weibliche Genital ist ja fast nicht sichtbar, durch die Rasur wird dieses Geheimnis etwas gelüftet", erzählt Franz. Der 43-Jährige findet es sehr anregend, die weiche Haut einer Frau ohne Haare zu spüren oder mit dem Mund zu liebkosen. Auch der 32-jährige Tobias findet es zumindest optisch ansprechender. Zum Thema "alles weg" sind die Meinungen gespalten. "Bin ich etwa pädophil, wenn mir das gefällt?", hat sich Flo früher gefragt. Mittlerweile sieht der 41-Jährige das aber sehr entspannt. "Wenn es die Frau schön findet, wunderbar. Wenn sie selbst sich wohlfühlt, erhöht das ja auch ihre sexuelle Attraktivität." Thomas findet die nackten Tatsachen dagegen nicht so schön. Der 28-Jährige hat es lieber, wenn es schön getrimmt ist.
Kahlschlag.
Wie kommt man nun zur intimen Frisur? Am einfachsten, schnellsten und günstigsten ist das Rasieren. Relativ einfach in der Bikinizone anzuwenden sind auch Kaltwachsstreifen. Da muss man aber etwas nachzupfen. Besonders effizient, aber auch schmerzhaft ist Waxing. "Zu uns kommen Frauen jeder Altersklasse", erzählt Natascha Engel vom Enthaarungsstudio Wax in the City . Ab 13, ist man dabei (Bikinizone), der Hollywood-Cut kostet 29,. "Am häufigsten machen wir Landing Strip oder Hollywood-Cut. Ausgefallene Muster wie Herzchen sind eher selten." Auffallend ist, dass immer mehr Männer fürs Intim-Waxing den Weg ins Studio finden. Weniger schmerzhaft, dafür teuer ist übrigens Lasern.
Das andere Geschlecht.
Und worauf stehen eigentlich die Männer bei sich selbst? "Je kürzer der Rasen, desto größer das Haus", mehr hat der 34-jährige Stefan dazu nicht zu sagen. Er rasiert meistens komplett. Auch Nico, 45, rasiert am liebsten alles weg, was seiner Lebensgefährtin Hannah gut gefällt. Für ihn als Italiener ist das fast selbstverständlich, bei unserem südlichen Nachbarn hat sich die männliche Intimrasur schon länger durchgesetzt. Franz dagegen trimmt nur: "Männer haben ja überall Haare, da finde ich so eine Rodung im Urwald nicht so toll." Und was sagen die Frauen dazu? Die sind uneinig. Regina, 29, meint, ein Mann müsse behaart sein. Und die 28-jährige Sveta findet glattrasierte Männer sogar unsexy. Sarah wiederum gefällt eine Vollrasur im Intimbereich. Da komme der Penis besser zur Geltung, sagt die 41-Jährige, außerdem sei es beim Blowjob angenehmer. Na dann ...